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Punch-Out!!

  (Nintendo, 1987)

Mitte der 80er-Jahre erlebte der Box-Sport einen regelrechten Boom. Schuld daran war neben den publikumswirksamen Auftritten von Rocky Balboa (gespielt von Sylvester Stallone) in den Kinos, vor allem ein Mann – Mike Tyson. Iron Mike, wie er von seinen Fans ehrfurchtsvoll genannt wurde, knockte zu dieser Zeit so ziemlich jeden Gegner aus, der mutig genug war, sich ihm im Ring entgegenzustellen. Mike Tysons boxerische Fähigkeiten waren dabei durchaus umstritten, vielmehr verfügte er über einen derart harten und schnellen Punch, den sich ein junger Boxer wohl nur auf der Strasse angeeignet haben konnte. Mike Tysons spätere Eskapaden (Drogen, Vergewaltigungsvorwürfe, abgebissene Ohren, etc.) lagen zum Zeitpunkt des Erscheinens des Spiels glücklicherweise noch in weiter Ferne und Nintendo sicherte sich genau zur richtigen Zeit die Rechte, an der Vermarktung des angehenden Champions. Da Nintendo zeitgleich die Heimvariante der Spielhallen-Klopperei Punch-Out!! fertig gestellt hatte, bot es sich natürlich an, die wachsende Popularität von Iron Mike zu nutzen und die Verkaufszahlen der gleichnamigen Box-Simulation für das NES somit zusätzlich zu steigern.

Aufstrebendes Talent will an die Spitze

Im Gegensatz zum Arcade-Original verfügte Mike Tyson´s Punch-Out!! sogar über so etwas wie eine Rahmenhandlung. Der unbekannte und anfangs noch recht schwächliche Boxer Little Mac (der Name ist Programm) will sich von ganz unten, bis an die Weltspitze hochkämpfen. Unterstützt wird er dabei von seinem väterlichen Freund und Trainer Doc Louis. Dieser sorgt auch dafür, dass Mac regelmäßig zwischen den Fights seine Trainingseinheiten (in Form von kleinen Zwischensequenzen) absolviert. Wer jetzt irgendwie an die Handlung von Rocky erinnert wird, liegt natürlich richtig. Aber wie immer gilt: Lieber gut geklaut, als schlecht selbst gemacht. Little Macs Ziel ist selbstverständlich der finale Titel-Kampf gegen besagten Schwergewichts-Champion Mike Tyson. So weit, so abgekupfert.

Wer braucht schon mehr als zwei Tasten?

Die Steuerung des tapferen Boxers Mac gestaltet sich systembedingt simpel (das NES-Pad hat eben nur zwei Buttons), dafür aber erstaunlich variantenreich. Mit A und B lasst ihr entweder einen linken, oder rechten Haken vom Stapel. Zusammen mit dem Einsatz des Steuerkreuzes gelingt euch somit entweder ein hoher, oder mittelhoher Schlag. Zudem könnt ihr natürlich nach links und rechts ausweichen, oder den Angriff eures Gegners blocken. Das war´s dann aber auch. Ach ja, gelingt euch im Spiel ein “Lucky Punch”, will heißen, ihr erwischt euren Gegner unvorbereitet, könnt ihr euch äußerst effektive “Upper-Cuts” verdienen (Schlag von unten nach oben). Dieser Spezialschlag kann dann nach Belieben mit der Start-Taste aktiviert werden.

Hart aber fair

Zu Beginn habt ihr es noch mit recht abgehaltfterten Rummel-Boxern, wie dem französischen Kämpfer Glass Joe (na, wo ist wohl seine Schwachstelle?), oder dem teutonischen Veteran Von Kaiser zu tun. Habt ihr deren Schlagvarianten aber erst einmal verinnerlicht, ist der Sieg nur noch eine Frage der Zeit. 3 Runden, a 3 Minuten habt ihr jeweils Zeit, um euren Gegner endgültig auf die Bretter zu schicken. Geht ihr, oder euer Rivale, gleich dreimal in einer Runde zu Boden, heißt es “TKO”, also technischer KO, und der Ringrichter Mario (ja, DER Mario) macht dem grausamen Spiel vorzeitig ein Ende. Ab dem dritten Gegner wird es allerdings knifflig. Immer komplexer gestalten sich die Schlagabfolgen der kuriosen Recken aus aller Herren Länder und eure Reflexe werden auf eine harte Probe gestellt. Jedes Heben einer Augenbraue eures Gegners kann eine neue Attacke ankündigen. Weicht ihr dann nicht rechtzeitig aus, oder blockt nicht im richtigen Moment, ist es um euch geschehen. Unfair wird es dabei aber glücklicherweise nie. Ihr müsst eben nur schnell genug reagieren und euch die Angriffsmuster genau einprägen.

Technik-Check

Grafisch und soundtechnisch wird auf Nintendos 8-Bit-Konsole eher Hausmannskost geboten. Dies ist allerdings vor allem dem frühen Erscheinungsdatum des Spiels geschuldet. Die technischen Fähigkeiten der kleinen, grauen Kiste waren zu dieser Zeit eben noch lange nicht ausgereizt. Immerhin können die Animationen der Kämpfer als absolut gelungen bezeichnet werden. Trotz der technischen Limitationen der Konsole entlocken mir die Grimassen und Tänzeleien der kuriosen Kämpferschar immer wieder ein Lächeln. Musikalisch wird ein durchaus ansprechendes Thema geboten, dass sich während der Kämpfe allerdings ständig wiederholt. In den kurzen Cutscenes, zwischen den Fights, gibts dann aber doch noch ein wenig akustische Abwechslung. Die Sound-Effekte fallen zwar zweckmäßig aus, gehen aber soweit in Ordnung. Bemerkenswert (und dabei unfreiwillig komisch) ist allerdings die Pseudo-Sprachausgabe von Mario, wenn er zum Beispiel einen am Boden liegenden Gegner anzählt, oder er das Kampfende verkündet.

Fazit: Mike Tyson´s Punch-Out!! entwickelte sich bereits damals, nicht zuletzt wegen der prominenten Lizenz, zu einem Verkaufserfolg für Nintendo. Dank der schnell zu erlernenden Steuerung konnten die zumeist jungen Spieler rasch loslegen und ihre ersten Erfolge feiern. Allerdings zieht der Schwierigkeitsgrad, wie bereits erwähnt, schnell an und so entwickelt sich Punch-Out zu einer echt harten Nuss. Starke Nerven sind demnach genauso gefragt, wie schnelle Reflexe und ein gutes Durchhaltevermögen. Lasst ihr euch allerdings erst einmal auf das Spiel ein, hört ihr nicht mehr auf, bis ihr Iron Mike schlussendlich besiegt habt. Ihr dürft natürlich keine realistische Sport-Simulation erwarten, dafür ist die Spielmechanik zu simpel gestrickt. Vielmehr bietet das Spiel actionreiche Unterhaltung, mit vielen lustigen Charakteren und einer netten Präsentation. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß und kann diesen Klassiker auch heute noch guten Gewissens empfehlen. Dank der einfachen Verfügbarkeit über die Virtual Console (für Wii, Wii U und 3DS) solltet auch ihr Punch-Out!! eine Chance geben.

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