Wenn es einen Termin im Jahr gibt, den ich mir nur sehr ungern entgehen lasse, dann ist das defintiv die Gamescom in Köln. Ich weiß, was ihr jetzt sagt, es ist sauheiß, unglaublich laut und vom Alter her könnte ich glatt der Großvater der meisten Besucher sein. Deswegen versuche ich mir immer möglichst frühzeitig eine Presse-Akkreditierung zu besorgen, um somit wenigstens am Fachbesuchertag auf die Messe zu kommen, was den Stresspegel und die genannten Unannehmlichkeiten im Vergleich zu einem regulären Messetag erheblich reduziert. Vielleicht ist es aber auch gerade der Trubel und die hektische Stimmung, die mich Jahr für Jahr die Reise nach Köln antreten lassen.
Egal was die Gründe für meine jährliche Pilgerfahrt sind (sollte ich vielleicht mal mit meinem Therapeuten klären), im Endeffekt bekomme ich doch immer wieder die zwei, drei Spiele zu sehen, die mich positiv überraschen, oder mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hätte. So natürlich auch dieses Jahr, aber keine Angst, ich werde euch nicht mit den obligatorischen Fortsetzungen zu Endlosserien wie Forza Motorsport, FIFA Football oder Call of Duty langweilen. Vielmehr möchte ich euch diesmal meine drei (absolut subjektiven) Messe-Higlights vorstellen:
1. Wenn es ein Spiel auf der diesjährigen GC gab, das alle anderen vom Hype her überstrahlte, dann war das sicherlich Cyberpunkt 2077 von CD Projekt Red. Das polnische Entwicklerhaus, das in den letzten Jahren mit der Witcher-Reihe eindrucksvoll zeigte, wie Action-RPGs heutzutage auszusehen haben, legt mit diesem futuristischen Abenteuer noch mal eins drauf. Obwohl ich das Spiel nur in einer Präsentation hinter verschlossenen Türen in der Business Area gezeigt bekam, hat sich mein positiver Eindruck von der diesjährigen E3 absolut bestätigt. Die Mischung aus Open-World-Rollenspiel und Ego-Shooter sieht wirklich fantastisch aus. Die technische Präsentation setzt für ein Spiel dieses Umfangs neue Maßstäbe und die Cyberpunk-Atmosphäre, die sich schon nach wenigen Minuten einstellt, lässt sicherlich nicht nur Bladerunner-Fans wie mich mit der Zunge schnalzen. Die spielerischre Vielfalt, die dank der zahlreichen Cyborg-Implantate und den futuristischen Waffen erziehlt wird, scheint nahezu unendlich zu sein. Hinzu kommen wirklich sehr beeindruckend inszenierte Zwischensequenzen, die den Spieler immer tiefer in das Spielgeschehen ziehen. Aber genug der Vorschusslorbeeren, ich will das Spiel, das für PC, die Xbox One und die PS4 erscheinen wird, jetzt endlich selbst zocken! Leider wurde von den Machern bis dato noch kein Erscheinungsdatum genannt. Hoffentlich müssen wir nicht mehr allzu lange warten!
2. Seit der Veröffentlichung von Capcoms Urvater aller Prügelspiele, Street Fighter II auf dem SNES (1991), habe ich ein Faible für Beat-em-Ups. So verfolge ich auch seit jeher mit großer Freude die Prügel-Reihe Soul Calibur von Namco Bandai, die ihren Einstand bereits vor über zwanzig Jahren auf der ersten PlayStation feierte (noch unter dem Namen Soul Blade). Die mit Schwertern und anderen Hiebwaffen ausgerüsteten Kämpfer sehen auch im sechsten Teil der Serie ganz hervorragend aus. Wer allerdings spielerische Innovationen oder grundlegende Änderungen am Spielprinzip erwartet, der ist hier falsch gewickelt. In Soul Calibur VI wird schnörkellose Multiplayer-Prügelkost geboten, die technisch erneut auf den neuesten Stand gebracht wurde. Die Special Moves gehen für Kenner der Serie erwartungsgemäß leicht von der Hand und auch Gelegenheitsprügler bekommen nach ein paar Runden ihre ersten Erfolgserlebnisse. Technisch sicher nicht so tiefgehend wie ein Street Fighter, bietet Soul Calibur VI doch die beste Alternative für Feierabend-Prügler wie mich, die einfach mal schnell ein bisschen Dampf ablassen möchten. Dank einer Kooperation mit CD Projekt Red hat es zudem auch der bekannte Zauberer Geralt als spielbarer Charakter in den neuesten Teil der Reihe geschafft. Sieht gut aus, spielt sich gut, ich freue mich darauf. Am 19. Oktober soll das Spiel bereits erscheinen (ebenfalls für PC, Xbox One und PS4).
3. Zu guter Letzt möchte ich eine weitere Fortsetzung positiv erwähnen, mit der viele sicher nicht mehr gerechnet hätten: Die Rede ist von Darksiders III. Nachdem der amerikanische Entwickler und Publisher THQ nach dem zweiten Teil der Action-Adventure-Reihe vor einigen Jahren seine Auflösung bekanntgeben musste, schien es äußerst fraglich, ob jemals eine Fortsetzung der beliebten Darksiders-Reihe erscheinen würde. Die Mischung aus brachialer Action im Stile eines God of War und rätsellastigen Labyrinten wie bei Zelda konnte viele Spieler begeistern, was den Konkurs des Herstellers aber leider nicht mehr verhindern konnte. Nachdem die Namesrechte der insolventen Firma vor einigen Jahren von einem schwedisch-österreichischen Unternehmen aufgekauft wurde, das seitdem unter dem Namen THQ Nordic bekannt ist, flammte die leise Hoffnung wieder auf, dass doch noch eine Fortsetzung des Action-Adventures in den Handel kommen könnte. Jetzt ist es tatsächlich soweit, auf der diesjährigen GC durfte ich eine erste Demo von Darksiders III anspielen, mit der apokalyptischen Reiterin Wut die Hauptrolle (die Schwester von “Tod” und “Krieg” aus den beiden Vorgängern). Eins habe ich dabei aber gleich gemerkt, die Kämpfe gehen nicht mehr ganz so leicht von der Hand, wie beim Vorgänger und erfordern wesentlich mehr taktisches Geschick. Auch die Spielewelt ist nun wesentlich umfangreicher geworden und präsentiert sich im dritten Teil als ein riesengroßes Dungeon, dessen Bereiche nach und nach freigespielt werden müssen. Hat man die Steuerung halbwegs verinnerlicht, spielt sich Darksiders III schön flüssig und das Fantasy-Setting zieht den Spieler genauso schnell in seinen Bann, wie bereits bei den Vorgängern. Bis zum 27. November müssen wir uns allerdings noch gedulden. Dann erscheint die Fortsetzung ebenfalls für PC, Xbox One und PS4.
Natürlich gab es noch jede Menge andere Spiele auf der Messe zu sehen, die eine Erwähnung Wert wären, wie beispielsweise Sekiro (ein Action-Adventure von FromSoftware) oder Devil may Cry 5 (Fortsetzung der beliebten Hack-and-Slay-Reihe von Capcom) und vielen mehr, aber ich wollte mich dieses Jahr nur auf meine absoluten Lieblinge einschränken. Ich hoffe, ihr konntet etwas damit anfangen. Da wir bekanntermaßen aber eine Webseite zum Thema “Retro Gaming” betreiben, möchte ich euch natürlich meine persönlichen Eindrücke aus der allseits beliebten Retro-Halle der Gamescom nicht vorenthalten. Ich wünsche euch deshalb viel Spaß mit meinem kurzen Video!