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Mega Drive

Sega gibt Gas

Der etablierte Spielhallen-Experte Sega versuchte bereits Mitte der 80er Jahre dem Marktführer Nintendo, ein kleines Stück vom grossen Kuchen des stetig wachsenden Konsolenmarktes streitig zu machen. Segas erste ernsthafte 8-Bit Konsole (SG-1000) erscheint zuerst aber ausschliesslich in Japan. Später wurde dann aber ein technisch überarbeiteter Nachfolger, unter dem Namen Master System für den Rest der Welt nachgeschoben. Dieses Gerät erschien, wie wir alle wissen, auch bei uns in Europa.

Während die 8-Bit Hardware im Mutterland Japan eher stiefmütterlich behandelt wurde und dem sehr erfolgreichen NES nicht ansatzweise den Rang ablaufen konnte, erzielte das Master System in westlichen Gefilden einige Achtungserfolge (vor allem in UK und Deutschland). Angetrieben von diesem Rückenwind, beschloss Sega 1988 schliesslich einen 16-Bit-Nachfolger, namens Mega Drive, auf den Markt zu bringen. In den USA wird die Konsole aus markenschutzrechtlichen Gründen in Sega Genesis umbenannt.

Als das Gerät zwei Jahre später endlich auch in Europa erscheint, ist von dem kommenden 16-Bit Konkurrenten Super NES weit und breit noch nichts zu sehen. Die beachtlichen Abverkäufe des Mega Drives in Europa werden in Japan mit Wohlwollen aufgenommen. Dieser Erfolg lag wohl nicht zuletzt daran, dass die Hardware-Architektur den hierzulande sehr beliebten Heimcomputern Commodore Amiga und Atari ST sehr ähnlich war. So sorgte der Hauptprozessor 68000 von Motorola interessanterweise in allen drei genannten Geräten für den nötigen Dampf unter der Haube.

Die logische Folge waren zahlreiche Portierungen von erfolgreichen Amiga Hits, wie Lemmings, Shadow of the Beast oder Turrican 3 (Mega Turrican). Dazu kamen noch einige hauseigene Sega Entwicklungen, wie Altered Beast, Monaco Grand Prix oder Micky Mouse – Castle of Illusion. Diese Titel konnten vor allem technisch überzeugen und beeindruckten nicht nur die Zocker zu Hause. Auch die Fachpresse war Feuer und Flamme, für die schicke, schwarze Konsole.

Allerdings wollte sich ein vergleichbarer Erfolg im eigenen Land erneut nicht einstellen. Ein Grund hierfür war vor allem die spärliche Unterstützung von japanischen Drittherstellern wie Squaresoft, Konami oder Capcom (wie später auch beim Game Gear). Diese fürchteten um die überlebenswichtige Unterstützung des Marktführers Nintendo, der dank cleverer Lizenzen, zu dieser Zeit quasi eine Monopol-Stellung inne hielt.

1990 spitzte sich der Kampf um die Marktführung endgültig zu. Nintendo konterte mit seinem technisch überlegenen Super Nintendo und landete prompt einen weltweiten Hit. Vor allem in Sachen Sound zeigte Big N seinem Konkurrenten Sega klar, wo der Hammer hängt. Allerdings haftete der Nintendo Konsole von Anfang an ein eher kindliches Image an. Dazu trug ein hüpfender Klempner einen nicht unerheblichen Anteil bei.

Segas Mega Drive hingegen wurde von vielen Jugendlichen als die coolere 16-Bit Konsole wahrgenommen und die Rivalität zwischen den beiden Lagern wurde in den damaligen Fachmagazinen zu alledem noch kräftig angeheizt. Zocker mit Weitblick mussten aber bald einsehen, dass beide Konsolen ihre Berechtigung hatten. Im Lauf der Jahre erschienen am Mega Drive einige wirklich faszinierende Spieleserien. Hervorheben will ich hier vor allem die Shinobi Reihe (Teil 1 bis 3) oder die vor allem im Zweispieler-Modus kurzweilige Strassen-Klopperei Streets of Rage.

Natürlich stand Segas rasendes Maskottchen Sonic the Hedgehog in der Gunst der Zocker ganz oben und auf den Schulhöfen meiner Jugend, entbrannten regelrechte Glaubenskriege, zwischen den Nintendo- und Sega-Anhängern. Letztendlich wurde Segas mutiger Vorstoss aber leider nicht von dem verdienten Erfolg gekrönt. Das Mega Drive konnte die Rolle des ewigen Zweiten nicht mehr abstreifen (vor allem in Japan und den USA). Nintendo war einfach immer einen Tick erfolgreicher und schlussendlich den Gamern beliebter. Dies konnten auch die in der Schlussphase des Mega Drives veröffentlichten Hardware Erweiterungen (das Mega CD und das Hardware-Addon Mega 32X) nicht mehr aufhalten.

Trotz alledem konnte Segas schwarze Kiste im Laufe der Jahre, eine treue Fangemeinde an sich binden. Vor allem die zuletzt erschienenen Action-Titel (u.a. Gunstar Heroes, Probotector, Musha Aleste oder die Thunderforce Reihe) waren technisch sehr ausgereift und sind bis heute immer noch äußerst beliebt. Dies bestätigen auch die aktuell erschienenen Mega Drive Compilations für PC, PlayStation 3 und Xbox 360.

Wer eine Nintendo Wii sein Eigen nennt, kann mittlerweile übrigens auch auf eine stattliche Anzahl an downloadbaren MegaDrive-Titeln zurückgreifen (auf der Virtual Console). Diese Art von friedlicher Kooperation der einstigen Rivalen wäre Anfang der 90er-Jahre noch undenkbar gewesen. Naja, die Zeiten ändern sich eben (zum Glück!).

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