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Super NES

 

Nintendo startet durch
Sega macht es 1988 mit dem (zumindest in Europa und USA) sehr erfolgreichen Mega Drive vor. Das farbarme und grobpixelige 8-Bit Zeitalter musste der “Next Generation” endgültig weichen und moderne Spiele mussten mittlerweile schon etwas mehr bieten, um die anspruchsvolle Spielerschaft bei Laune zu halten.

Ganz anderer Meinung war zu dieser Zeit allerdings Nintendo. Obwohl der NES Nachfolger bereits fertig in der Schublade schlummerte, sah sich Big N keinesfalls genötigt, ebenfalls einen 16-Bit Nachfolger auf den expandierenden Markt zu werfen. Dafür liefen die Abverkäufe des in die Jahre gekommenen Famicoms (bzw. NES wie das Gerät in Europa und den USA hiess) noch viel zu gut.

Auch die ebenfalls auf 8-Bit Technologie basierende, tragbare Konsole Game Boy, schien Nintendos abwartender Haltung durchaus Recht zu geben. Der Game Boy war sogar so erfolgreich, dass Nintendo mit der Produktion des Handhelds gar nicht mehr nachkam. Dies lag nicht zuletzt an Alexey Paschitnovs süchtigmachender Knobelei Tetris. Nintendo schaffte es nicht zuletzt dank dieses Spiels, ganz neue Käuferschichten anzusprechen. Auf einmal interessierten sich auch Hausfrauen und hartnäckige Nichtspieler für Videogames. Dieses Kunststück sollte Big N mit dem Nintendo DS und der Wii einige Jahre später erneut gelingen. Aber das ist eine andere Geschichte….

1991 war für Nintendo allerdings endgültig der Zeitpunkt gekommen, einen Technologie-Wechsel durchzuführen. Viel zu verlockend waren die neuen Möglichkeiten, die dank schnelleren Prozessoren und mehrstimmigen Soundchips realisiert werden konnten. Nintendos Mitkonkurrenten Sega und NEC (PC Engine) zeigten dies ja seit einiger Zeit eindrucksvoll.

Es war also an der Zeit, den lang ersehnten Nachfolger, das Super Nintendo Entertainment System (Kurz Super NES), auf den Markt zu bringen. Eine geschickte Marketing-Strategie und die Tatsache, dass der 16-Bitter im Bundle mit einer neuen Mario Episode (Super Mario World) auf den Markt kam, verhalfen der Konsole 1992 auch in Europa zu einem sehr erfolgreichen Start.

Mehr Power unter der Haube

Endlich konnte Big N zeigen, dass auch auf einer Nintendo Konsole technisch beeindruckende und moderne Spiele möglich waren. Die Hardware Power konnte im Vergleich zur Konkurrenz auch durchaus überzeugen. Besonders die Soundqualitäten waren zu dieser Zeit herausragend und übertrafen die Mitbewerber deutlich. Allerdings gab anfangs auch Anlass zur Kritik. Der etwas schwachbrüstige Hauptprozessor 5A22, konnte bei den Start Titeln nicht überzeugen. Umsetzungen von schnellen Shoot ´em Ups wie R-Type oder Gradius III, ruckelten erbärmlich. Durch dieses Manko kam schnell das Gerücht auf, dass Nintendos vollmundig angepriesenes SNES, für schnelle Action-Spiele nicht geeignet sei.

Die Entwickler und vor allem findige Dritthersteller wie Konami oder Capcom, bekamen dieses Problem glücklicherweise aber recht schnell in den Griff. Durch diverse Tricks und Kniffe bei der Programmierung, war bald kein Unterschied mehr zu vergleichbaren Spielen, auf anderen Plattformen festzustellen.

Dies bewiesen spätestens Action Klassiker wie Contra III – The Alien Wars (in Deutschland Super Probotector), Super Castlevania IV und Super Ghouls n´Ghosts. Untermalt von orchestralen Soundtracks, machte Nintendo der Konkurrenz schnell klar, wer die Nase vorn hatte. Besonders das Erscheinen von Contra aka Probotector veranlasste mich damals, mir bereits vor dem offiziellen Deutschlandstart, ein amerikanisches Super NES vom Importhändler zu besorgen (für happige 500,- DM !).

Dies war aber erst der Anfang. Wenig später folgte ein Superhit nach dem anderen. Kurz erwähnen will ich in diesem Zusammenhang das für damalige Verhältnisse rasend schnelle F-Zero, die erste Mario Kart Episode, sowie das leider nie in Deutschland erschienene Final Fantasy VI von Square. Spätestens nach dem Erscheinen des Arcade Prügelhits Streetfighter 2, wurden alle verbliebenen Kritiker kleinlaut. Kein anderes Spiel faszinierte mich bis dahin dermassen, wie Capcoms Prügel-Offenbarung. Zusammen mit meinen Kumpels, verbrachte ich unzählige Stunden mit der virtuellen Klopperei. Anfang der 90er Jahre sollte genau dieses Spiel übrigens eine regelrechte Hysterie auslösen. Was folgte, waren weltweite Streetfighter Turniere und öffentliche Wettbewerbe.

Ein Hauch von 3D

Nintendos mittlerweile legendäres Zerwürfnis mit Sony hatte zur Folge, dass das in Zusammenarbeit mit dem Elektronik-Riesen entwickelte CD-Laufwerk für das SNES niemals erschien. Hätte Nintendo damals bereits gewusst, dass sich Sony aufgrund dieses Streits ein paar Jahre später dazu entscheidet, eine eigene CD-basierende Konsole (Playstation) auf den Markt zu bringen, wäre man im Nachhinein sicherlich etwas pfleglicher mit dem Geschäftspartner umgegangen 😉

Aber Nintendo wäre nicht Nintendo, wenn man sich von so einem Rückschlag entmutigen liesse. Mitte der 90er Jahre fand Nintendo einen interessanten Weg, der “lahmen” Hardware ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Der von Argonat-Software entwickelte Super FX-Chip, der einigen Modulen implantiert wurde, verhalf dem SNES zu ungeahnten 3D Fähigkeiten. Speziell entwickelte Spiele, wie Star Fox (in Deutschland Star Wing), Stunt Race FX und vor allem Super Mario World 2 – Yoshi´s Island, holten daraufhin wirklich alles aus der 16-Bit Konsole heraus.

Zum Schluss folgten noch die exzellenten Jump and Run Abenteuer von Donkey Kong (Donkey Kong Country Teil 1 – 3). Mit ihrer teils fotorealistischen Grafik, sollten diese Games bereits einen Hauch von 32-Bit auf den Bildschirm zaubern. Die anfangs veröffentlichten Playstation Spiele, sahen meiner Meinung nach nicht wesentlich besser aus.

Mit etwas Abstand kann ich wirklich behaupten, dass mich seit dieser Zeit keine Konsole mehr so begeistern konnte, wie das Super NES. Mit diesem Gerät startete definitiv meine bis heute anhaltende Leidenschaft für Videospiele. Solltet ihr dieses Kapitel der Spiele Historie tatsächlich übersprungen haben, kann ich euch nur wärmstens empfehlen, schleunigst ein gebrauchtes Exemplar für eure Sammlung zu erstehen. Bei den bekannten Online Auktionshäusern sind gut erhaltene SNES Konsolen bereits ab 25 Euro zu haben.

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