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Am Anfang war Atari

Nachdem sich Atari bis Mitte der 70er-Jahre vor allem mit allerlei Heimvarianten des Spiels Pong als erfolgreicher Spielehersteller behaupten konnte, drohte die Konkurrenz Atari langsam aber sicher das Wasser abzugraben. Unzählige Firmen versuchten damals auf den Videospiel-Zug aufzuspringen und veröffentlichten ihrerseits eigene Variationen des erfolgreichen Tele-Tennis-Prinzips für die heimischen Wohnzimmer. Atari, unter der Führung des Firmengründers Nolan Bushnell, erkannte die Zeichen der Zeit und begann 1975 mit Entwicklung einer neuartigen Heimkonsole – dem Atari VCS 2600. Das VCS steht hier übrigens für Video Computer System.

Das innovativste Feature dieser neuen Heimkonsole waren neben der fortschrittlichen Technik, die austauschbaren Module. Hiermit war es nun endlich möglich, mehrere Spiele auf einem einzigen Gerät zu zocken. Nach finanziellen Problemen während der Entwicklungsphase und angesichts der drohenden Konkurrenz durch Mitbewerber (u.a. Fairchild mit seinem Channel F) sah sich Bushnell allerdings dazu gezwungen, seine Firma noch vor der Veröffentlichung der neuen Konsole an den Medienkonzern Warner Communications zu verkaufen.

Dank der finanziellen Unterstützung des neuen Besitzers schaffte es Atari dann 1977 endlich, das VCS 2600 auf den Markt zu bringen. Was zu Beginn aber eindeutig fehlte, waren die qualitativ hochwertigen Spiele, die die Käufer dazu animierten, sich ein Exemplar der Konsole anzuschaffen. Zu den Starttiteln zählten unter anderem ein paar leidlich unterhaltsame Ballerspiele (wie Combat oder Air Sea Battle), sowie die primitiven Autorennen Indy 500 und Street Racer. Folgerichtig tat sich Atari anfangs entsprechend schwer, sein neues Spielgerät an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Die Binsenweisheit “Software sells Hardware” galt eben auch schon zu dieser Zeit und das Projekt Atari VCS 2600 drohte jäh zu scheitern. Nachdem Nolan Bushnell aufgrund der schlechten Absatzahlen, bereits ein Jahr nach dem Konsolenstart, seinen Hut nehmen musste, suchte die Firmenleitung nun verzweifelt nach einer echten Killer-Applikation. Es sollte allerdings noch bis 1981 dauern, bis Atari endlich den langersehnten Hit landete. Mit einer Portierung der in Japan unglaublich erfolgreichen Arcade-Ballerei Space Invaders (von Taito), gelang Atari dann 1981 der Durchbruch. Die Version für das Atari 2600 hatte zwar systembedingt mit technischen Limitierungen zu kämpfen, konnte spielerisch aber durchaus überzeugen.

Dank dieser Initialzündung verkaufte sich die Konsole ab sofort wie geschnitten Brot und in den Monaten und Jahren darauf, sollten noch einige Spielhallen-Umsetzungen aus dem Land der aufgehenden Sonne folgen, die bei der westlichen Spielerschaft begeistert aufgenommen wurden. Zu den Highlights zählen hier sicherlich Pac-Man, Donkey Kong und Dig Dug. Sogar Nintendos heutiges Zugpferd Mario gab 1983, mit Mario Bros., seinen Einstand auf dem Atari 2600.

Die Spieleentwickler von Atari lagen aber auch nicht auf der faulen Haut und schaffte es Anfang der 80er-Jahre immer wieder, hochwertige Spiele für die eigene Konsole zu entwickeln. Hierbei handelte es sich größtenteils um Umsetzungen aus der Spielhalle. Titel wie Asteroids, Centipede oder Missile Command gelten auch heute noch als Klassiker. Dies zeigen nicht zuletzt die zahlreichen Umsetzungen für mobile Plattformen, wie iOS oder Android.

Dritthersteller wie Activision taten sich da zu Beginn noch etwas schwerer, schaffen es dann wenig später aber ebenfalls, erfolgreiche Spiele für das VCS zu entwickeln. Hervorheben sollte man hier vor allem das Ur-Jump-and-Run Pitfall!, sowie die Leichtathletik-Simulation Decathlon (ein wahrer Joystick-Killer!).Auch einige Lizenz-Umsetzungen von populären Kinofilmen, wie Star Wars oder Ghostbusters schafften es immer wieder in die Verkaufs-Charts, und das, obwohl die spielerische Qualität dieser Spiele meistens stark zu wünschen übrig ließ. Gerade am Beispiel der legendären Spielspaßgurke E.T. sah man wunderbar, dass der Großteil des Budgets der Hersteller für den Kauf der Lizenz drauf gegangen sein musste. Das eigentliche Spiel wurde dann innerhalb kürzester Zeit, von einer Hand voll Programmierer, zusammengeschustert. Das die Käufer hier irgendwann nicht mehr mitspielen, hätte man zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon ahnen können.

Allerdings erschienen bis Mitte der 80er weiterhin eine große Anzahl minderwertiger Titel und der neu geschaffene Markt wurde regelrecht überschwemmt. Schlussendlich führte diese Piraterie nicht nur zum jähen Ende von Ataris einstmals so erfolgreicher 8-Bit-Konsole, sondern gar zum kurzzeitigen Zusammenbruch der gesamten Branche (1983 – 1984). Erst Nintendo sollte es im Laufe der nächsten Jahre wieder schaffen, das Geschäft mit Videospielen wieder zu beleben. Aber das ist eine andere Geschichte.

Fazit: Leider konnte Atari nach dem vorzeitigen Ende des VCS 2600 nie wieder einen ähnlichen Erfolg am Konsolenmarkt landen und die einstmals so erfolgreiche Firma, wurde nach dem Crash in zwei Bereiche (Arcade-Spiele und Unterhaltungselektronik) aufgeteilt und verkauft. Nach zwei gescheiterten Versuchen, einen Nachfolger des 2600 auf den Markt zu etablieren (mit dem 5200 und 7800) wurde es dann ruhig um den einstigen Marktführer. Die Arcade-Sparte von Atari existierte unter diesem Namen noch bis Ende der 90er Jahre, wechselte in dieser Zeit aber mehrfach den Besitzer. Danach war endgültig Schluss. Die Marke wurde in den Jahren darauf zwar noch etliche Male aufgekauft und es erscheinen sogar heute noch Spiele unter diesem Label, aber mit den ruhmreichen Zeiten des einstigen Pioniers hat das nichts mehr zu tun. Nichtsdestotrotz dürfte das Atari VCS 2600 für viele Gamer der Generation 40+ der Einstieg in die Welt der Videospiele gewesen sein und der Einfluss auf alle nachfolgenden Generationen von Heimkonsolen ist unbestritten.

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