Der frühe Vogel fängt den Wurm
Ich möchte euch zurück in die Zeit versetzen, als die Spielebranche nach dem großen Boom Ende der 70ér- / Anfang der 80ér-Jahre, ganz tief am Boden war und in eine tiefe Depression zu stürzen drohte. Die ersten Erfolge durch das Pong-Phänomen, und Ataris erster Heimkonsole (Atari VCS 2600) waren längst verblasst. Fast sah es so aus, als ob der Weg für die langsam anrollende Heimcomputer Ära geebnet gewesen wäre. Technisch überlegene Computer wie der Apple II, der Atari 800 oder der Commodore 64 erfreuten sich immer grösserer Beliebtheit.
Die Zeiten, in denen unförmige Pixelhaufen, piepsend über den Bildschirm zuckelten, waren nun endgültig vorbei. Genau nach diesem Crash setzte der japanische Spielehersteller Nintendo alles auf eine Karte. Eine neue Innovation musste her!
1983 war es endlich soweit: Nintendo veröffentlichte seine erste Videospielkonsole für das heimische Wohnzimmer. Das in Japan unter dem Namen Famicom (Family Computer) erschienene Gerät verfügte über zwei fest verdrahtete Joypads und einen Modulschacht für auswechselbare Spiele-Cartridges. Verantwortlich für den unfassbaren Erfolg (Achtung Spoiler) dieser Maschine waren neben der bunten Grafik und dem 5-stimmigen Sound aber vor allem die grösstenteils von Nintendo selbst entwickelten oder lizensierten Games. Anders als bei Atari und Co stand ab sofort Qualität vor der Quantität. Viele Kunden wurden lange Zeit durch die große Anzahl der Spielegurken vergrault. Nun aber sollte eine neue Ära in der noch jungen Geschichte der Videospiele Branche anbrechen.
Knapp zwei Jahre nach Veröffentlichung des Family Computers brachte Nintendo ein ambitioniertes Jump-and-Run namens Super Mario Bros. auf den Markt. Die große Hoffnung, die in den jungen Spieleentwickler Shigeru Miyamoto gesetzt wurde, begann sich endgültig auszuzahlen. Allein dieser Meilenstein war Grund genug für viele japanische Kunden, sich für den Kauf eines Famicoms zu entscheiden. Weitere nicht minder beliebte Spielereihen, wie Zelda, Metroid, Dragon Quest und Final Fantasy, hatten kurz darauf ihren ersten Auftritt. Bis heute werden diese Spielereihen mit anhaltendem Erfolg weitergeführt.
Beflügelt vom unglaublichen Erfolg auf dem heimischen Markt, wagte Nintendo 1986 endlich den Sprung nach Nordamerika und Europa. Äußerlich wurde das Gehäuse deutlich modifiziert und die Controller waren ab sofort abnehmbar. Aber damit nicht genug: Der Name wurde kurzerhand in Nintendo Entertainment System (kurz NES) umbenannt. Der Rest ist Geschichte…….
Der Erfolg der kleinen grauen Kiste sollte bis Anfang der 90ér Jahre anhalten. Erst die aufkeimende 16-Bit Generation und der hauseigene Nachfolger SNES, sollte das Ende des Megasellers einläuten. Erwähnenswert sind noch das ausschließlich in Japan erschienene Famicom Disk System. Auf die 3×4 Zoll großen Disketten passten maximal 128 Kilobyte an Daten. Schon gegen eine geringe Gebühr von ca. 500 Jen konnte man sich kleinere Spiele von den Diskstationen in den Käufhäusern herrunterladen. Käuflich erhältlich waren unter anderem Nachfolger der erfolgreichsten Spieleserien wie Castlevania, Zelda und Mario.
Lange Ladezeiten, sowie das Aufkommen von Raubkopien, verhinderten leider einen übermäßigen Erfolg dieser Hardware Erweiterung. Zum Schluss erschien noch eine modernisierte Toploader-Variante, namens Famicom AV (bzw. NES 2). Diese unterschied sich allerdings nur optisch vom Vorgänger. Ein Exemplar dieser Kult-Konsole gehört meiner Meinung nach in jede gut sortierte Sammlung. Gebrauchte Geräte, in gutem Zustand, sind dank der großen Verbreitung auch heute noch recht günstig zu bekommen.