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Interview mit Ron Gilbert

Anlässlich der Promotion-Tour zum neuen Download-Titel The Cave fragte uns der Publisher des Spiels Sega, ob wir nicht mal Lust hätten, ein Interview mit den Kopf hinter dem Spiel, Ron Gilbert, zu führen. Na jetzt ratet mal, wie unsere Antwort ausfiel? Ein Interview mit dem Erfinder von so legendären Adventure-Meilensteinen wie Maniac Mansion oder Monkey Island? Um diesen Termin wahrzunehmen, hätten wir uns auf der Stelle zu Fuß aufgemacht, wenn es nötig gewesen wäre und so präsentieren wir euch nun, ohne weitere Umschweife, unser Interview mit Ron Gilbert.

Angeblich hast du dich bei der Entwicklung von The Cave von einem Text-Adventure namens Colossal Cave Adventure inspirieren lassen. Ist das wahr?

Ron Gilbert: Das stimmt tatsächlich. Ich bin mir aber nicht mehr ganz sicher, ob Colossal Cave noch vor Adventure herauskam (gilt gemeinhin als erstes Text-Adventure und Namensgeber für das ganze Genre), oder andersrum. Es handelte sich um ein sehr ursprüngliches Adventure, mit Text-Parser und allem drum und dran. Damals (Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre) war dieses Genre sehr populär. Mein Vater war zu dieser Zeit Professor an einer Universität. Dank dieser Tatsache, hatte ich bereits als Kind die Gelegenheit, Spiele wie Colossal Cave am College zu spielen, da es dort bereits leistungsfähige Computer gab. Text-Adventures haben mir wirklich Spaß gemacht und ich spielte mit großer Begeisterung eine Reihe weiterer Titel dieser Art. Daher kommt wohl auch meine Affinität für dieses Genre.

War es von vornherein klar, dass es sich bei The Cave um ein Jump-and-Run mit Knobeleinlagen handeln wird? Bei Ron Gilbert denken die meisten ja automatisch an klassische Point-and-Click-Adventures.

Ron Gilbert: Die Grundidee zu The Cave hatte ich tatsächlich schon vor 25 bis 30 Jahren. Also noch vor Maniac Mansion. Bis zum fertigen Spiel ist also einige Zeit vergangen und die Entscheidung, dass aus The Cave mal ein Puzzle-Adventure werden soll, reifte im Laufe der Jahre.

Wird der Fokus bei The Cave eher auf dem Lösen von Puzzels liegen (wie zum Beispiel bei Limbo), oder geht es eher darum, komplizierte Hüpf-Passagen zu absolvieren?

Ron Gilbert: Definitiv wird es primär um das Lösen von Rätseln gehen. Die Sprung-Einlagen sind eher als Auflockerung des Spielgeschehens gedacht und weniger als Herausforderung. Denn was mich an herkömmlichen Point-and-Click-Adventures immer genervt hat, waren die teilweise ermüdenden Wegezeiten von A nach B, um zum nächsten Spielabschnitt zu gelangen. Bei The Cave wird sicherlich keine Langeweile aufkommen, da der Spieler immer in Aktion ist und die Wege dank der Sprung-Einlagen kurzweilig überbrückt werden. Die eine Gehirnhälfte beschäftigt sich noch mit dem Überwinden von Hindernissen, während die andere Hälfte bereits nach der Lösung, für das nächste Rätsel sucht.

Beim kurzen Anspielen gerade eben ist uns aufgefallen, dass einige Rätsel, für ein Casual-Game wie The Cave, ganz schön knackig ausgefallen sind. Wir hatten zumindest so unsere Schwierigkeiten, auf die richtige Lösung zu kommen

Ron Gilbert: (Lacht) Das habe ich heute tatsächlich schon öfter gehört. Wir haben immer versucht, Frustmomente zu vermeiden. Dabei wollten wir das Niveau der Puzzles aber durchaus hoch anzusiedeln. Über diese Entscheidung gab es einige hitzige Debatten im Team. Um einen möglichst ausgewogenen Schwierigkeitsgrad zu erreichen, haben wir sehr viele Tests mit den unterschiedlichsten Spielertypen durchgeführt. Vom Hardcore-Gamer, bis zum blutigen Anfänger, der mit Videospielen bisher eher wenig am Hut hatte. Ich gebe aber zu, dass einige Rätsel wirklich herausfordernd ausgefallen sind. Das Spiel wird dabei aber niemals unfair oder frustrierend. Nach ein wenig Überlegen, sollte irgendwann jeder auf die richtige Lösung kommen.

Wird es einen Online-Multiplayer-Modus geben oder darf man sich bei The Cave nur als einzelner Spieler in das Abenteuer stürzen?

Ron Gilbert: Bei The Cave hat der zweite Mitspieler jederzeit die Gelegenheit, ins Spielgeschehen einzugreifen und so vom passiven Zuschauer, zum aktiven Spieler zu werden. Einen Online Koop-Modus, mit weit entfernten Mitspielern, wird es allerdings nicht geben. Wir haben das Für und Wider intensiv im Team diskutiert, uns aber schlussendlich dagegen entschieden. Das Spielen von The Cave soll zu einem Gruppen-Erlebnis werden, bei dem eure Freunde jederzeit Lösungsvorschläge einbringen können. Falls sie es wollen, können sie aber auch direkt mit euch zusammen am Bildschirm spielen. Dadurch entsteht ein sehr organisches Spielgefühl und ein schöner Flow.

Wie groß sind die Chancen, dass es nach der Übernahme von Lucasfilm durch Disney, ein weiteres Monkey Island Abenteuer aus der Feder von Ron Gilbert geben wird?

Ron Gilbert: Diese Frage wird mir natürlich sehr oft gestellt. Tatsächlich bekam ich im Laufe der letzten Jahre immer wieder Anrufe von Lucasarts-Mitarbeitern, die mich fragten, ob ich nicht an der Entwicklung eines neuen Monkey-Island-Teils interessiert sei. Und in der Tat, jedes Mal, nachdem ich meine Ideen und Konzepte vorgestellt hatte, waren die Entscheider Feuer und Flamme für das Projekt. Kurz bevor es dann aber ernst wurde, wurde der jeweilige Lucasarts-Präsident gefeuert und das Projekt wurde wieder auf Eis gelegt. Das ist mir tatsächlich dreimal (!) nacheinander passiert. Danach habe ich ein bisschen die Lust an der Sache verloren und war reichlich genervt. Sollte ich heute noch mal Hand an ein neues Monkey-Island-Abenteuer legen, müsste man mir schon dir Rechte an der Serie übertragen, damit ich freie Hand habe und selbst entscheiden kann, wie es mit Guybrush und Co weitergeht. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt aber eher unwahrscheinlich. Aber wer weiß, vielleicht läuft ja mit Disney jetzt alles anders. Unter den genannten Voraussetzungen wäre ich sicher nicht abgeneigt, die Serie weiterzuführen. Eins ist aber sicher: Unter meiner Regie würde Monkey Island weiterhin ein traditionelles Point-and-Click-Adventure bleiben. So wie es die Fans kennen und lieben.

Als Retro-Blog interessiert es uns natürlich brennend, ob du hin und wieder noch selbst Zeit für ein Spiel zwischendurch findest. Vielleicht sogar auf einer älteren Spiele-Plattform?

Ron Gilbert: Ich komme leider sehr wenig dazu, selbst zu spielen. Gerade vor dem Launch eines neuen Titels, habe ich hierfür sehr wenig Zeit. Es reicht gerade einmal für eine schnelle Runde, von 10 bis 15 Minuten, auf dem iPhone. Zwischen zwei Terminen, oder wenn ich im Flieger sitze und gerade nichts zu tun habe. Mehr als eine Stunde pro Tag kommt da aber sicher nicht zusammen. Momentan spiele ich zum Beispiel sehr gerne ein Tower-Defense-Spiel namens Kingdom Rush.

Auf welcher Spiele-Plattform oder mit welchen Spiel begann deine Faszination für elektronische Spiele?

Ron Gilbert: Meine ersten Spielerfahrungen habe ich auf einem Atari VCS 2600 gesammelt. Allerdings waren meine Eltern immer strikt dagegen, eine Spielkonsole anzuschaffen. Deshalb habe ich damals viel Zeit bei Schulfreunden verbracht, die das Glück hatten, eine eigene Atari-Konsole zu besitzen. Natürlich war auch ich damals ganz fasziniert von Videospielen. Als ich dann etwas älter war, haben mir meine Eltern die ersten Heimcomputer gekauft. Einen Apple II und später dann auch einen C64. Elektronische Spiele lehnten sie aber weiterhin kategorisch ab. Ich habe mir deshalb dann im Laufe der Jahre selbst Programmierkenntnisse angeeignet, um meine eigenen Versionen der Videospiele nachzuprogrammieren, die ich bei meinen Freunden gesehen hatte. Irgendwann hab ich dann allerdings mehr mit dem Programmieren, als mit dem Spielen von Games verbracht.

 

Vielen Dank für das Interview. Es hat uns sehr gefreut, dass du dir für uns Zeit genommen hast. Wir wünschen dir viel Glück für The Cave und deine zukünftigen Projekte. Ach ja, eins noch: „Hinter dir, ein dreiköpfiger Affe!”

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