Nach langer Wartezeit hatte Nintendo 1996 endlich ein Einsehen und veröffentliche (zumindest in Japan) das lange erwartete Nintendo 64. Lange hatte sich Nintendo auf den Lorbeeren des SNES Erfolges ausgeruht. Zu lange?
Während Nintendo den ohne Zweifel großen Erfolg des SNES bis zur letzten Sekunde auskostete, machten sich Sega und Sony mit Ihren 32 Bit CD-Schleudern bereits seit ca. 2 Jahren daran, die Machtverhältnis auf dem Videospielemarkt neu zu ordnen. Groß war die Überraschung über die Ankündigung, das die 64Bit Maschine ohne CD-Laufwerk ausgeliefert werden und weiterhin als Modulschlucker auf den Markt kommen würde. Angeblich, so die damalige Aussage von Big N, wäre die CD Technologie noch nicht ausgereift genug. Auch die viel zu langen Ladezeiten, schreckten die meisten Kunden eher ab.
Hinter vorgehaltener Hand wurde jedoch gemunkelt, daß Nintendo durch die höheren Produktionskosten der Cartridges, vor allem die großen Hersteller an sich binden wollte (Klasse statt Maße). Im Nachinein wurde durch diese Entscheidung aber eher das Gegenteil erziehlt. Innovative Hersteller wie Square oder EA, wendeten sich nach dem grossen Erfolgen der Playstation von Nintendo ab und setzten voll auf den immensen Speicherplatz, des neuen Mediums CD.
Besonderes Augenmerk, legte Nintendo allerdings auf die Entwicklung, eines innovativen Controllers. Das N64 Pad, hatte erstmals einen integrierten Analog Stick, mit dem sich das Steuern in der dritten Dimension besonders exakt bewerkstelligen ließ (Sony und Sega kopierten dieses Konzept übrigens wenig später).
Trotzalledem war ich damals vom Gesamtkonzept überzeugt und schon bald investierte ich die knapp 800 DM, für die japanische Grundkonsole inklusive Super Mario 64. Weitere 150 – 200 DM, für jedes weitere Importspiel, konnten mich da auch nicht mehr abschrecken…
O.K. hier war ich jetzt ! Stolzer Besitzer, der mächtigsten Spielekonsole auf dem Markt und so ein altmodischer Flimmerkasten, ohne Scart Anschluss, der auch noch ständig von den Eltern in Beschlag genommen wird ?!! F**k ! Also auf zum nächsten Elektrofachhändler und schnell noch einen neuen Sony Black Trinitron Fernseher, mit 82 cm Bilddiagonale für 1.600,- DM gekauft !
Jetzt gings aber endlich los. Das mitgelieferte Mario 64 in den Modulschacht gestopft. POWER ON. Schwupps schon erschien Marios 3D Birne auf dem Screen und begrüßte mich mit einem “IT’S A ME MARIO“ – Supergenial !
Und erst das Spiel selbst ! Wer erst einmal, in die nie gesehenen 3D Welten, von Mario eingetaucht war, war sofort süchtig. Auch andere Softwareperlen wie Wave Race (sensationelle Wassereffekte!), Turok, Konami Int. Soccer (mit jap. Kommentator!) oder Killer Instinct bescherten mir einige der manischten Momente, meiner Videospielgeschichte!
Trotz dieser und vieler anderer Spiele Klassiker, tat sich Nintendo anfangs schwer auf dem Markt. Besonders das schmerzliche Fehlen von genügend Speicherplatz auf den veralteten Modulen, machte den Programmierern arg zu schaffen. So wurden besonders in Japan, Killerapps wie das Rollenspiel Final Fantasy 7 oder Resident Evil von den Zockern schmerzlich vermisst.
Auch wurde zunehmend klar, daß das N64 trotz seiner 3D Power immer noch zu schwach auf der Brust war, um 3D Spiele wirklich flüssig darzustellen. Dies galt vor allem für unerfahrene Spieleschmieden. Schnell machte der Spitzname „Nebelmaschine“, aufgrund der geringen Weitsicht die Runde. Als Negativbeispiel für rucklige und hässliche 3D Grafik, sei hier vor allem das grottige “Castlevania 3D” erwähnt. Finger weg !
Für das N64 gab es im Laufe der Zeit, natürlich einiges an sinnvollem oder einfach nur skurrilem Zubehör, z.B. das Rumblepack, die Speicherweiterung (für hochauflösende Grafiken), ein Mikrofon oder das nur in Japan erschienene 64DD Laufwerk. Ein Wechselträgerlaufwerk, auf dessen Datenträgern, aufgrund der Beschreibbarkeit des Mediums, eigentlich neue Spielkonzepte möglich gewesen wären. Leider war das 64DD auch nur mit jap. Geräten kompatibel. Zudem erschienen hierfür gerademal 5-6 Spiele, die heute als Sammlerstücke horrende Preise bei Ebay erzielen.
Unter die Kategorie Peripherie, fällt wohl auch der halblegale Doctor V64 (muß ich noch erwähnen, daß das Teil mal wieder nur in Asien zu haben war?!!). Hierbei handelte es sich um ein Gerät, mit dem es möglich war, von den meisten N64 Spielen „Sicherheitskopien“ auf CD-Rohlinge zu brennen. Da das Gerät zudem mit fast 1000,- DM zu Buche schlug, war es mit der Verbreitung hier zu Lande nicht all zu weit her. Inzwischen wurde, soweit man hört, der Hersteller des Geräts von Nintendo zu Tode geklagt (siehe Import Händler “Liksang”)
Leider blieb dem N64, die Unterstützung der 3rd Party Hersteller weitestgehend versagt. Allen voran, wie weiter oben erwähnt, Squaresoft (ehemals Haus- und Hoflieferant Nintendos). Die Spieleentwickler, die sich vor allem durch hervorragende Rollenspiele auszeichneten, versagten ihre Unterstützung total und wechselte komplett zum Marktführer Sony. Gegen Ende der N64 Ära, lieferte Rare, mit den Jump n’ Run Hits “Banjo Kazooie”, “Conker’s bad fur day” oder den Ego-Shootern “Golden Eye” und “Perfect Dark” allerdings nochmal absolute Meilensteine der Videospielgeschichte ab. Diese konnten den “langsamen Tod” der Konsole, aber leider auch nicht mehr stoppen.
Zu allem Überfluss, wurden Nintendos Innovationen wie erwähnt, von der Konkurrenz schamlos kopiert. Nicht nur der Analog Joystick wurde abgekupfert, nein auch das neuartige Rumblepack, wurde dreist übernommen. Dieser Vorsprung war somit auch bald dahin. Egal ! Auch heute bereitet es mir immer noch jede Menge Spaß, wenn ich das N64 anwerfen und ganz ohne Ladezeiten loszocken kann 😉 Sei es eine Runde Deathmatch bei Duke Nukem, gegen meine Kumpels oder eine Runde International Soccer – Ich persönliche vermisse nach wie vor weder PS3 oder Wii. Das Nintendo 64 ist einfach Kult !