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Game Boy Classic

Die Zukunft in Grautönen

Nachdem Nintendo dem kränkelnden Videospielmarkt Anfang der 80er Jahre mit dem Famicom bzw. NES wieder auf die Beine geholfen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Japaner auch den nächsten Schritt wagten und eine tragbare Variante ihrer erfolgreichen 8-Bit-Konsole auf den Markt brachten.

Allerdings war dies leichter gesagt, als getan. Nintendo war sicherlich kein Neuling im Geschäft der portablen Games. Immerhin konnte man mit der Game&Watch-Reihe ja bereits erste Erfahrungen, im noch jungen Handheld-Markt sammeln. Die minimalistischen LCD-Spiele passten aber aufgrund ihrer limitierten, technischen Möglichkeiten wirklich nicht mehr in die späten 80er.

Was Nintendos Entwicklungs-Genie Gunpei Yokoi vielmehr vorschwebte, war eine tragbare Konsole, mit auswechselbaren Modulen, die eine möglichst große Zielgruppe ansprach. Da die technischen Möglichkeiten 1989 in Sachen Miniaturisierung noch in den Kinderschuhen steckten und die Komponenten hierfür teuer waren, musste Yokoi wohl oder übel einige Abstriche machen. Das Gerät musste finanziell ja auch noch erschwinglich sein. So entschloss sich Nintendo den Game Boy, zu Gunsten eines niedrigeren Stromverbrauchs, mit einem eher schwachen Prozessor auszustatten. Außerdem konnte das unbeleuchtete Display gerade mal 4 Graustufen darstellen. Diese eher ernüchternden Angaben führten nicht gerade zu Jubelstürmen in der Presse, aber wie wir alle wissen, sollte alles ganz anders kommen…

Gerade die vermeintlichen Schwachpunkte sollten sich in naher Zukunft als Vorteile erweisen. Da die Hardware-Architektur des Game Boys, genau wie beim NES, sehr simpel gestaltet war, konnte der Preis und der Batterieverbrauch extrem niedrig gehalten werden. Genau dies waren die Mankos, an denen die späteren Konkurrenten Sega (Game Gear) und Atari (Lynx) schlussendlich scheitern sollten, denn technisch waren diese beiden Geräte dem Game Boy klar überlegen.

Der Game Boy war von Anfang an als Massenprodukt konzipiert. Big-Ns Marketing-Strategie traf zudem genau den Nerv, der zumeist jugendlichen Käuferschaft und Dank der Entscheidung, das Gerät zu Beginn im Bundle mit der Kult-Knobelei Tetris auszuliefern, wagten auch viele Eltern gerne mal ein Spielchen zwischendurch.

Immer wenn Nintendo eine neue Konsole auf den Markt brachte, ließ auch der dicke Klempner mit der roten Mütze nicht lange auf sich warten. Neben Tetris entwickelte sich das neue Mario Abenteuer (Super Mario Land) rasch zu einem der Kaufgründe, für noch unentschlossene Zocker. Mario Land war zwar nicht allzu schwer, oder besonders innovativ, aber es vereinte alle positiven Eigenschaften, der erfolgreichen NES-Abenteuer.

Mit den wenigen Grautönen ließen sich erstaunlich detaillierte Grafiken auf das kleine Display zaubern. Action-Kracher, wie Probotector, Turtles und Batman (von Sunsoft) konnten zudem auch soundtechnisch überzeugen. Gerade auf diesem Gebiet überraschte der Game Boy viele anfängliche Zweifler positiv.

Dank der qualitativ hochwertigen Spiele aus dem eigenen Hause (und der Titel der Dritthersteller) legte Nintendo einen bisher nicht dagewesenen Siegeszug hin. Inklusive aller später erschienenen Varianten wurden sage und schreibe 118 Millionen Einheiten des Geräts verkauft! Allerdings zeigten sich nach fast zehn Jahren nun doch die ersten Ermüdungserscheinungen. Dank des unerwarteten Mega-Erfolgs, der Pocket Monsters Reihe (besser bekannt als Pokemon), schaffte es Nintendo allerdings noch einmal, eine neue Generation von Gamern an die betagte Konsole zu binden. Der Game Boy erlebte somit noch mal einen zweiten Frühling und die Verkaufszahlen der Konsole gingen erneut nach oben.

Durch das sang und klanglose Ableben der zuvor erwähnten Konkurrenz-Konsolen bestärkt, startete die kleine graue Kiste weiterhin durch. Nintendo ließ sich sogar noch bis 1996 Zeit, um endlich ein zaghaftes Hardware-Update zu präsentieren.

Die zweite Evolutionsstufe hörte auf den Namen Game Boy Pocket und entsprach, bis auf seine geringeren Ausmaße, in großen Teilen seinem Vorgänger. Das Display bekam ein bisschen mehr Kontrast spendiert und in den Batterieschacht wanderten ab sofort nur noch 2, anstatt 4 AAA-Batterien. Rein technisch änderte sich aber nichts. Immerhin war das Gerät nun aber in verschiedenen Farbvarianten erhältlich.

Die Spielebibliothek war mittlerweile auf mehrere hundert mittelprächtige bis sehr gute Spiele angewachsen. Zu den absoluten Highlights gehören in meinen Augen Zelda – Link´s Awakening, Square´s Rollenspiel-/ Adventure-Mischung Mystic Quest (ein Ableger der späteren Mana-Reihe), sowie Metroid II – Return of Samus.

Erst 1998 folgte dann der erste, echte Nachfolger des Game Boys – der Game Boy Color. Das Display war zwar nach wie vor nicht beleuchtet, aber es konnte nun immerhin bis zu 56 Farben, anstatt nur 4 Graustufen darstellen. Dank der Abwärtskompatibilität durften auch die alten Games weiterhin in den Modulschacht geschoben werden. Diese wurden jetzt sogar farbig dargestellt. Erst 2001 war dann endgültig Schluss mit dem klassischen Game Boy und der wesentlich leistungsstärkere Game Boy Advance nahm seinen Platz ein. Das ist aber eine andere Geschichte.

In meiner Jugend war der Game Boy wirklich ein ständiger Begleiter. Ob im Urlaub, oder an verregneten Tagen zu Hause. Der Game Boy war immer für ein schnelles Spiel zwischendurch gut und auch der eine oder andere Krankheitstag, konnte so gut überbrückt werden. Für mich ist der graue Ur-GameBoy einfach Kult und ich kann mir keine anständige Konsolen-Sammlung ohne dieses Schmuckstück vorstellen. Abschließend bleibt mir nur noch eins zu sagen: “Danke Nintendo !”

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