Irgendwann muss auch der hartgesottenste Retro Gamer mal seine Wohnung verlassen, um in die große weite Welt zu ziehen 😉 Na gut, ganz so weit hat es uns am vergangenen Wochenende nicht verschlagen aber immerhin bis nach Hessen haben wir es geschafft. Genauergesagt bis nach Offenbach und nach Seligenstadt, beides unweit von Frankurt gelegen. In diesem Epizentrum für Liebhaber klassischer Computer- und Videospiele sind gleich zwei Vereine ansässig, die sich komplett dem Thema Retro Gaming verschrieben haben. Die Rede ist vom Digital Retro Park e.V. in Offenbach und dem Flipper- und Arcademuseum in Seligenstadt.
Unser erster Halt führte uns nach Offenbach. Hier, etwas versteckt in einer Einkaufspassage, ist der Digital Retro Park e.V. ansässig. Auf zwei Stockwerken verteilt präsentiert der Verein zahlreiche Exponate aus der langen Geschichte der Heimcomputer und Konsolen. Alte 8-Bit-Computer, wie der Apple IIe oder der Atari 800XL können hier ebenso bestaunt werden, wie frühe Spielkonsolen von Nintendo, Sega und Co. Das Besondere an dieser Dauerausstellung ist, dass wirklich jedes ausgestellte Gerät angefasst und (sofern funktionsfähig) auch damit gespielt werden darf. Neben den meisten Konsolen und Computern liegen ein paar Disketten bzw. Module herum, die nur darauf warten, in die entsprechenden Laufwerke gesteckt zu werden. Dankenswerterweise steht neben den alten Heimcomputern auch eine kurze Anleitung, mit welchen Befehl sich die Games starten lassen, oder wisst ihr noch auswendig, wie ein Spiel von Datasette auf einem Amstrad CPC geladen wird? Im oberen Stockwerk gibt es sogar ein authentisch eingerichtetes 70er-Jahre-Wohnzimmer. Stilecht mit altem Röhrenfernseher, Ledercouch und orange-braunem Flauschteppich. Hier durfte ich erstmalig auf der einzigen, exklusiv in Deutschland entwickelten und produzierten Spielkonsole, dem Interton VC 4000 zocken. Ein wirklich sehr seltenes Vergnügen. Im Digital Retro Park kann man wunderbar die eine oder andere Stunde verbringen und in Nostalgie schwelgen.
Etwas mehr Zeit solltet ihr mitbringen, falls ihr der zweiten Station unseres Roadtrips einen Besuch abstatten möchtet. Das Flipper- und Arcademuseum in Seligenstadt (nur ein paar Kilometer entfernt von Offenbach) wird ebenfalls von einer Gruppe retrobegeisterter Gamer betrieben. Jeweils am ersten Samstag des Monats öffnet der Verein die Pforten zu seiner großen Arcade. Auf zwei Etagen gibt es hier die wohl größte Sammlung von Pinball-Automaten zu sehen, die ihr in Deutschland finden werdet. Ich habe die Geräte nicht gezählt, aber so um die hundert Flipper müssen es schon gewesen sein. Wirklich unglaublich, mit wie viel Herzblut die Vereinsmitglieder alles daran setzen, die alten Schätzchen funktionsfähig zu halten. Es gibt sogar eine “schnelle Eingreiftruppe”, die sofort mit einem Werkzeugkasten bewaffnet loseilt, falls eine Maschine gerade streikt. Natürlich gibt es in der Arcade auch zahlreiche Videospielautomaten, wie Donkey Kong, Frogger, Galaga und mehr, aber der Fokus liegt klar auf den klackernden Pinball-Maschinen. Ich habe mich wirklich in der Zeit zurückversetzt gefühlt. Trotz 30 Grad Außentemperatur (und gefühlten 40 Grad drinnen) taucht man hier sofort in die längst vergessene Welt der Spielhallen ein, sobald man die abgedunkelten Räumlichkeiten betritt. Anders als vielleicht früher, treiben sich hier aber keine zwielichtigen Gestalten herum, sondern das Museum wird von Alt und Jung gleichermaßen geschätzt. Im Fojer gibt es sogar eine kleine Theke mit Snacks und Getränken. In der liebevoll gestalteten Sitzecke darf man dann (abseits des Trubels der lärmenden Arcade) entspannt eine Runde Mario Kart zocken. Alles in allem also ein perfekter Wochenendausflug für große und kleine Retro Gamer.