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A boy and his blob

Bereits auf auf dem NES war die Story um den Jungen mit seinem außerirdischen Freund sehr kryptisch: Der Spieler wurde direkt ins Geschehen hineingeworfen und hatte keine Ahnung, was genau das Ziel des Spiels sein könnte, außer mit Hilfe des Blobs den nächsten Abschnitt zu erreichen. Auch die Neuinterpretation liefert 21 Jahre nach Release des Originals keine weiteren Antworten, sondern wirft eher neue Fragen auf. Nach jedem Level landet man automatisch wieder im Haus des Jungen, das nach und nach mit Gegenständen optisch gestaltet und erweitert wird – warum das so ist, bleibt unklar. Immerhin erfahren wir in einem liebevoll gezeichneten Intro, dass der namenlose Junge friedlich in seinem Bett schläft, als er von einem lauten Knall geweckt wird. Er verlässt sein trautes Heim um nachzusehen, was draußen vor sich geht, und lernt so “Blob” kennen. Ein weißes kugelrundes Wesen, das die Fähigkeit hat, sich in verschiedene Dinge zu verwandeln.

Ein bisschen erinnert dieses Grundgerüst der Story an Filme wie E.T., jedoch ohne weiteren Tiefgang. Es bleibt euch selbst überlassen, die Spielewelt rund um die beiden ungleichen Charaktere zu erforschen.

Teamwork ist alles!

Das Spielprinzip besteht darin, den Jungen, den ihr steuert, durch die unterschiedlich gestalteten Level zu navigieren. Da er selbst keine speziellen Fähigkeiten besitzt, ist er auf die Hilfe des kleinen Blobs angewiesen. Diesen füttert ihr mit Jellybeans einer bestimmter Farbe, woraufhin er sich in einen von insgesamt 15 nützlichen Gegenständen verwandelt. Diese Tools könnt ihr wiederum dazu verwenden, Hindernisse zu überwinden. Beispielsweise ein Trampolin oder eine Leiter, um höhere Lagen zu erreichen oder ein Loch, durch das man Gegner oder sich selbst fallen lassen kann. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Die jeweiligen Verwandlungsmöglichkeiten werden euch zu Beginn eines jeden Levels vorgegeben und sind deshalb beschränkt. Trotzdem ist es aber möglich, Rätsel auf verschiedene Weisen zu lösen. So könnt ihr einen höheren Abschnitt entweder mit dem Trampolin oder aber mit der Leiter erreichen. Der Weg zum Ziel bleibt euch selbst überlassen. Im Unterschied zum Original könnt ihr die Geleebohnen unendlich oft einsetzen, was den Schwierigkeitsgrad im Vergleich zum NES-Original natürlich enorm reduziert, eure Experimentierfreudigkeit dafür aber fördert. Die im Level platzierten Schilder vereinfachen euch die Lösungsfindung an manchen Stellen zudem deutlich.

NES-Version von 1989

Damit das Spiel nicht in ein schlichtes Weiterkommen abdriftet , haben die Entwickler pro Level drei Schatztruhen versteckt, die von eurem Blob verschluckt werden können. Findet ihr alle drei und schließt das Level ab, bekommt euer Haus eine neue, meist etwas seltsam anmutende Wohnungsdekoration. Außerdem wird ein Herausforderungslevel freigeschaltet, nach dessen Meistern ihr Goodies wie Artworks und Making-Ofs erhaltet. In den späteren Spielabschnitten trefft ihr außerdem auf eingesperrte Blobs, die ihr befreien könnt. Für den Spielverlauf ist das zwar irrelevant, aber Sammlerfreunde wird es dennoch freuen.

Am Ende eines Abschnitts stoßt ihr genretypisch auf einen Boss, den ihr unter geschicktem Einsatz der Fähigkeiten eures Blobs besiegen müsst. Hier ist Schnelligkeit und Ausdauer erforderlich, denn ihr werdet einige Anläufe benötigen, um herauszufinden, wie ihr euren Widersacher am Besten in die Schranken weisen könnt.

Ihr dürft euren Blob jederzeit per Tastendruck zu euch rufen. Ist er mal etwas zu weit weg, kommt er nach wiederholtem Rufen einfach angeflogen. Diese Funktion entpuppt sich als äußerst nützlich, da es häufig passiert, dass er wegen einem Hindernis von euch getrennt wird.

Die totale Kontrolle dank Geleebohnen?

Den größten Teil des Spiels müsst ihr euch mit der etwas hackeligen Steuerung arrangieren. Seid ihr aber als Blase, mit einem Fallschirm oder auf einer Rakete unterwegs, entpuppt diese sich geradezu als Herausforderung. Nicht selten werdet ihr ungewollt gegen Wände prallen und Probleme mit der Geschwindigkeitsregulierung haben, was in Frust ausarten kann und das Vorankommen beeinträchtigt. Vor allem die Bossfights entwickeln sich so manchmal zu einer unnötigen Zerreißprobe für eure Nerven.

Das Auge isst mit

Gleich zu Beginn wird klar: A Boy and his Blob setzt auf seine Detailverliebtheit und die wunderschöne, handgezeichnete Zeichentrick-Optik. Egal, ob ihr bei Tag oder Nacht durch Wälder und Schneelandschaften streift, in denen überall Glühwürmchen oder Fledermäuse herumfliegen, der Hintergrund ist selten komplett statischer. Auch die Animationen des Blobs und Jungen schmeicheln dem Auge des Betrachters. Den Entwicklern ist es wirklich gelungen, der Spielwelt Leben einzuhauchen. Das trägt nicht nur zur Spielatmosphäre bei, sondern sorgt auch dafür, dass ihr die beiden Figuren lieb gewinnt. Nicht selten werdet ihr euch dabei ertappen, wie ihr einfach nur die Gegend betrachtet und eure beiden Protagonisten eine Verschnaufpause einlegen lasst. Mit Charme spart das Spiel also nicht. Ach ja, drückt doch einfach mal das Steuerkreuz nach oben und schaut was passiert. Wer sich ein gerührtes Schmunzeln an dieser Stelle verkneifen kann, hat ein Herz aus Eis.

Zielgruppe

Die unübersehbaren Mankos bei der Steuerung machen A Boy and His Blob zwar nicht zu einem bockschweren Spiel, aber oftmals steht dies und der teilweise hohe Knobelfaktor im Kontrast zur kindgerechten Optik. Je nachdem, ob ihr alle Schatzkisten entdecken und auch mal innehalten und die Optik genießen wollt, variiert die Spielzeit zwischen sechs und acht Stunden.

Fazit: Nostalgiker, die das Original auf dem NES kennen und mochten, sollten bei dieser Neuinterpretation auf jeden Fall zugreifen. Viele der negativen Gameplay-Baustellen, die damals frustriert haben, wurden bereinigt und gekonnt modernisiert. Geblieben sind lediglich die Charaktere und das Grundgerüst der Story. Positiv hervorheben möchte ich die liebevoll gestalteten Optik, die geschmeidigen Animationen und die auf Teamwork basierenden Rätseleinlagen. Das Spiel wirkt auf mich angenehm unaufgeregt und entwickelt bei mir allein durch seinen Charme Suchtpotential. Negativ fällt dagegen die schwammige Steuerung auf, die mich des Öfteren den Controller in die Ecke werfen ließ. Hier wäre (zumindest bei der von mir getesteten PS4-Version) eine Überarbeitung notwendig gewesen. Auch die allzu offensichtlich platzierten Hinweisschilder hätten sich die Entwickler sparen können. Dank der endlos verfügbaren Jellybeans kommt man nach ein wenig Herumprobieren sicher auf die richtige Lösung. Wenn ihr über die diese Schwächen hinwegsehen könnt, dann packt eure Weingummis ein und begebt euch auf Rätseltour.

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