„Alte Games sind viel besser als neue“, tja, da muß ich euch leider enttäuschen ! Ich persönlich glaube, daß man oft die gelungenen Games in Erinnerung behält und die schlimmen Erstversuche einiger Softwarefirmen, gerne mal verdrängt. „Jaaaa aber halt !“, werden jetzt einige sagen. „Die Firmen waren früher ja vieeel Innovativer !“. Das mag ja auch sein. Aber genau das hat auch dazu geführt, daß oft Entgleisungen entstanden, wie sie heute eher selten der Fall sind.
Normalerweise behandeln wir hier auf dieser Seite ja gerne die Softwareperlen der Vergangenheit, um unsere Leser vor schlimmen Fehlgriffen zu bewahren (falls sie euch nicht bereits damals passiert sind). In diesem Bericht, werden wir allerdings mal eine richtige Gurke unter die Lupe nehmen. Laßt uns einen Blick werfen auf ein Spiel, das eines der vorab meist gehypten Games überhaupt war – die Rede ist von Rise of the Robots. Gehen wir es an. Wir schreiben das Jahr 1994. Prügelspiele waren IN (Street Fighter II), Roboter waren ebenfalls IN (Terminator II). Also dachte sich Mirage (das damalige Entwicklerteam), “Laßt uns sofort ein Prügelspiel mit Robotern machen“! Da konnte doch eigentlich nichts schief gehen…oder doch ?
Marketing ist alles
Als die ersten Screenshots von ROTR die Fachpresse erreichten, gab es kein halten mehr. Die CGI-Grafiken die auf irgendwelchen Großrechnern der Entwicklerstudios entstanden, verzückten die Zockergemeinde damals dermaßen, daß alle Welt bereits den legitimen Nachfolger, von Street Fighter II in ROTR sah.
Der Sündenfall
Genauso sah das zu dieser Zeit auch der Amiga Joker (eines der beliebtesten Spiele-Mags dieser Zeit), welchen ich damals als zuverlässige Quelle, für meine Spielekaufentscheidungen zu Rate zog. Satte 91% erhielt das Spiel seinerzeit ! Ich bin mir sicher, daß die Redakteure das Spiel, aus welchen Gründen auch immer, nie und nimmer getestet haben können. Nur zum Vergleich. Das englische Magazin Amiga Power, gab dem Spiel eine vernichtende Spielpass-Wertung von 5% ! Nochmal in Worten “FÜNF PROZENT“!!!
Leider hatte ich diese Information damals noch nicht und rannte sofort wie von Sinnen, aus dem Haus gerannt und seuerte schnurstracks zum nächsten Spieleladen. Sabbernd und die Worte “Muß ROTR kaufen“ vor mich hin murmelnd, wankte ich zum Spieleregal, in dem ich auch sofort die ultrastylische Verpackung erspäte, die mir den letzten Funken klaren Verstandes raubte. Hochzufrieden mit meinem Beutezug, eilte ich nach Hause. Ich träumte bereits auf dem Weg davon, wie das Spiel auf meinem Highend Amiga 4000 (Fastlane – SCSI II mit 8 MB Speicher und sagenhafter 1 GB Festplatte (Kaufpreis insgesamt 3.000,- EUR) aussehen würde. Nächtelange Zocker-Sessions würden folgen. Das dachte ich zumindest bis dahin…..
HD-Installation für Fortgeschrittene
Auf unglaubliche 13 Disketten, war die Amiga AGA-Version (256 Farben gleichzeitig, identisch also mit dem VGA Standard für PC-Systeme) des Spiels verteilt ! Egal, endlich würde sich die Anschaffung meines sauteuren SCSI-II Festplattensystems bezahlt machen. Das Unheil warf jedoch bereits seine Schatten voraus. Die erste Version des Spiels, schien fehlerhaft zu sein, sodaß sich das Spiel nicht installieren liess. Also wieder zurück zum Händler und den Schrott umgetauscht. Aber es wurde noch schlimmer!!! Die neue Version verursachte bei der Installation einen üblen Festplattenfehler, daß ich die komplette Partition der Platte neu formatieren mußte…AAARGH !!!! Witzigerweise ließen sich Spiele von nun an, nur noch in einem Unterverzeichnis dieser Partition installieren. Irgendwann nach dem 4 oder 5 Versuch, ließ sich das Spiel dann aber doch auf der Festplatte installieren.
Spielbarkeit, was ist das?
Na war das jetzt ein Problem oder was ? Ich tippte also schnell in meine Shell ein „Start RISE“ und schwupps erschien tatsächlich das Intro. Sehr hübsch, dachte ich mir. Die Rendergrafiken übertrafen doch bei weitem das, was man bisher auf dem Amiga gesehen hatte. Im Optionsmenü allerdings, wartete schon die erste Enttäuschung. Lediglich ein Blechkumpel konnte ausgewählt werden. Und dabei blieb es auch. Nix war es mit Freispielen von weiteren Kämpfern.
Nachdem also die Wahl der Kämpfer, aus Mangel an Alternativen erheblich vereinfacht wurde, konnte es endlich los gehen. Schon marschierten die Kontrahenten in die Kampfarena ein. Aber was war das ? Die Grafik auf dem Amiga wirkte deutlich pixeliger und grober, als in den Preview Screenshots der einschlägigen Fachpresse. Aber die spezielle AGA-Version, sah zumindest immer noch sehr hübsch aus.
Kommen wir aber nun zum Hauptkritikpunkt – der Steuerung….wenn man von so etwas überhaupt sprechen kann. Diese gestallte sich ungemein zäh. Ich nehme an, daß in den Robotern ein C64 Prozessor steckte, so langsam wie sie über den Screen krochen. Den Gegner, wie in anderen Prügelspielen zu überspringen, war nicht möglich. Das Beste war jedoch, daß der einzige “spielbare“ Blechkumpel, lediglich zwei taugliche Angriffsschläge, auf der Pfanne hatte !! Diese ließen sich zwar aufladen, aber das war aber natürlich der Tod für jeglichen Spielfluß. Das der Roboter nur einen Schlag hatte, war zwar lächerlich, aber witzigerweise genügte das locker, um jeden Gegner auszuschalten.
Meine original Kommentare, die ich seinerzeit aufgrund der hackeligen Steuerung von mir gegeben habe, kann ich hier leider aus Jugendschutzgründen nicht wiedergeben…ich sage nur soviel #@!?!!
Brian Mays unvollendete Neunte
Ebenfalls möchte ich die vollmundig angekündigte Sounduntermalung des Spiels, durch Brian May, seines Zeichens Gitarren-Gott der Kultband Queen, anprangern. Ich kann mich heute lediglich an ein lächerliches Gitarrenriff, im Optionsmenü erinnern. Während des Spiels gab es lediglich ein paar jämmerliche Kampfgeräusche und ein erbärmliches Gequäke, das wohl so eine Art Maschinenbrummen darstellen sollte.
Umsetzungen und Nachfolger
Da man bei Time Warner, dem damaligem Publisher, wohl sehr überzeugt von ROTR war, wurde das Spiel für so ziemliche jede auf dem Markt befindlichen Heimcomputer / Konsole umgesetzt (Amiga, PC, Mega Drive, SNES – warum eigentlich nicht auch noch Neo Geo?). Auch Handheld Versionen, blieben uns nicht erspart (Game Gear).
Aber damit nicht genug. Es gab auch noch einen zweiten Teil von Rise of the Robots. Kaum zu glauben oder ? Man hätte Mirage ja vielleicht diesen ersten Fehlgriff noch verzeihen können, aber sie haben es tatsächlich nochmal getan. Der ebenfalls grottige Nachfolger, trug den Namen Rise: Resurrection. Besser hätte wohl gepaßt: Rise – Sorry about the first one!!!
Fazit: Optisch hui, technisch pfui ! Wer also auf dem Amiga unbedingt ein Prügelspiel zocken will, kann es sich gerne mal ansehen (solange Ihr nicht den Joystick in die Hand nehmt). Leider gab es auf Commodore´s 16-Bit Maschine (weder vorher noch nachher), kein wirklich herausragendes Prügelspiel. Somit kann ich euch mit gutem Gewissen, keine nennens-werten Alternativen nennen. Wer auf Beat´em Ups steht, sollte sich ein Neo Geo oder Super NES zulegen. Da gab es wesentlich bessere Genre-Vetrteter.