Jump and Run PC Engine Spieletests

Jackie Chan´s Action Kung Fu

  (Hudson Soft, 1992)

Wer an Hudson Soft und die PC Engine denkt, dem fallen wahrscheinlich am ehesten Spielecharaktere wie Bomberman oder der niedliche Neandertaler Bonk aka B.C. Kid ein. Allerdings veröffentlichte der japanische Publisher 1992 auch ein hierzulande weniger bekanntes Jump-and-Run mit dem chinesischen Martial-Arts-Superstar Jackie Chan in der Hauptrolle. Bei dieser Perle handelt es sich um ein actionbetontes Hüpfspiel, in dem die Prügeleinlagen natürlich nicht zu kurz kommen dürfen.

Gut gegen Böse

Praktischerweise spielt sich Jacki Chan im gleichnamigen Game auch gleich selbst und im kurzen Vorspann müsst ihr mit ansehen, wie Jackies namenlose Freundin von einem ebenfalls unbekannten Bösewicht entführt wird, der frappierend an Graf Dracula erinnert. Ein mehr als ausgelutschter Plot, aber das will bei einem Plattformspiel aus den 90ern nicht unbedingt viel bedeuten. Viel wichtiger sind doch wie immer die inneren Werte.

Kung Fu ist immer die richtige Lösung

Und hier geizt Jackie Chan´s Action Kung Fu, wie der Titel in voller Gänze heißt, wahrlich nicht mit seinen Reizen. Gleich von Beginn an hüpft und kämpft ihr euch durch eine comichafte Spielewelt, die vor Widersachern nur so strotzt. Das die Haudraufs geradewegs einem 80er-Jahre Kung-Fu-Film entsprungen sein könnten, ist natürlich Ehrensache. Vom wütend schnaubenden Zauselbart, über mystische Drachen bis hin zum Shaolin-Mönch wird wirklich kein Klischee ausgelassen, dass in ein fernöstliches Prügel-Abenteuer gehört. Positiv ist zudem anzumerken, dass Jackies Schlagrepertoire als durchaus komplex zu bezeichnen ist, zumindest für ein Spiel aus dieser Epoche.

Neben Schlägen und Tritten kann der Protagonist auch Sprung-Attacken und allerlei (kurzzeitig verfügbare) Special-Moves vollführen, die ihm netterweise von umherspringenden Fröschen zur Verfügung gestellt werden. Ein kleiner Kick genügt, und die grünen Hüpfer trennen sich nicht ganz freiwillig von ihren nützlichen Goodies. Im Laufe der insgesamt fünf Levels durchwandert man verschiedene Szenarien, die allesamt sehr abwechslungsreich designt wurden. So durchstreift Jackie grüne Wälder, dunkle Höhlen und verschachtelte Tempel, immer auf der Suche nach seiner Geliebten, die ihm so unsanft entrissen wurde.

Präzision und Konzentration

Spielerisch halten sich derbe Prügel- und heikle Hüpfeinlagen die Waage, die dank der präzisen Steuerung gut von der Hand gehen. So ist es glücklicherweise selten die Schuld des Spiels, wenn sich der Lebensbalken langsam minimiert und der wackere Jackie irgendwann den Löffel abgibt. Vielmehr kommt es auf eure Konzentration und das Auswendiglernen der gegnerischen Attacken an, die zwar zahlreich aber niemals unfair auf euch einprasseln. Solltet ihr dann doch mal ins Gras beissen, gibt es insgesamt 5 Continues, um schlussendlich ans Ziel zu kommen und “Dracula” aus seinem schwarzen Umhang zu schubsen. Auf dem Weg dahin trefft ihr aber auf teilweise bildschirmfüllende Obermotze, die zuvor (eine entsprechende Strategie vorausgesetzt) ins Jenseits befördert werden müssen.

Schöne bunte Comicwelt

Neben den erwähnten spielerischen Stärken bringt Jackie Chan´s Action Kung Fu eine Präsentation mit, die sich für PC-Engine-Verhältnisse wirklich sehen lassen kann. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass das Spiel auf einer HuCard daherkommt, die gerademal 1 Megabyte Fassungsvermögen hat. Die Spielfiguren sind angenehm groß und dabei stets witzig animiert. Nette Effekte, wie Blitze, reißende Bäche oder glühende Lava peppen das Spielgeschehen auf und geben dem Spieler das Gefühl, sich in einem spielbaren Cartoon zu befinden. Ansprechende und abwechslungsreiche Melodien, sowie digitalisierte Kampfschreie runden das positve Gesamtbild ab. Viel mehr war aus der Konsole und dem beschränkten Speichermedium wirklich nicht herauszuholen.

Fazit: Neben Son Son 2 und der Bonk-Reihe (beide ebenfalls von Hudson Soft veröffentlicht) gehört Jackie Chan´s Action Kung Fu für mich in den ewigen Hüpf-Olymp auf der PC Engine. Hier wird vieles richtig, und nur wenig falsch gemacht. Technisch und spielerisch gibt es, wie bereits erläutert, nichts auszusetzen und ich hatte auch nach etlichen Jahren wieder jede Menge Spaß beim erneuten Zocken. Der Schwierigkeitsgrad ist durchaus fordernd, aber mit ein Übung und Konzentration auch für Gelegenheitsspieler zu meistern. Negativ hervorheben könnte man allenfalls den nicht allzu großen Umfang des Spiels oder die eine oder andere nervige Hüpfpassage, bei der sich die Kollisionsabfrage dann doch als ein wenig zu ungenau herausstellte. Diese Mankos trüben den Spielspaß in meinen Augen aber kaum und somit kann ich Jackie Chans ersten (und bisher letzten?) Ausflug in die Welt der Videospiele jedem ans Herz legen, der etwas mit niedlichen Action-Plattformern  anfangen kann. Somit gibt´s von mir vier von fünf Tritten in die Weichteile!

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