Action C64 Konsole Spieletests

Ghostbusters

In diesem Artikel will ich euch ausnahmsweise mal über ein Heimcomputer-Spiel berichten. Die extrem miserable Qualität dieses Games lässt mir einfach keine andere Wahl. Diese grottige Filmumsetzung darf ich euch auf keinen Fall vorent-halten. Zudem erschien dieses Spiel ebenfalls für das NES und Segas Master System. Aber nun ein bisschen was zum Hintergrund dieses Machwerks.

Wir schreiben das Jahr 1984. Der erste der beiden Ghostbusters Filme kommt in die Kinos und löst damit gleichzeitig eine Welle der Begeisterung beim zumeist jungen Publikum aus. Die perfekte Mischung aus Comedy und Science Fiction katapultiert Ghostbosters innerhalb von nur wenigen Wochen an die Spitze der weltweiten Kino Charts. Natürlich war auch ich zu dieser Zeit im Ghostbusters-Fieber. Besonders die flapsigen Sprüche der Hauptdarsteller, allen voran Bill Murray, hatten es mir damals angetan. Was darauf folgte, war natürlich eine nicht enden wollende Masse an Merchendise Artikeln, wie Actionfiguren, T-Shirts, Faschings-Kostüme und vielen, vielen mehr.

Wie ihr euch sicher denken könnt, machte dieser kommerzielle Grossangriff auch vor hilflosen Jugendlichen wie mir nicht halt. Es dauerte deshalb auch nicht lange, bis die ersten Video- und Computerspiel Umsetzungen für so ziemlich alle damals erhältlichen 8-Bit Systeme in die Läden, bzw. wie es damals üblich war, in Form von Raubkopien auf die Schulhöfe kam. Ich muss dazu sagen, daß ich zu dieser Zeit noch nicht viel mit Spielkonsolen am Hut hatte. Was mich eher faszinierte, waren frühe Heimcomputer und in meinem Fall vor allem der Commodore 64.

Als ich nun kurz darauf eine “Sicherheitskopie” des offiziellen Ghostbusters Spiels in die Hände bekam, konnte ich es auch kaum abwarten nach Hause zu rennen und die klobige 5 1/4 Diskette in das ratternde Floppy-Laufwerk meines C64 einzulegen und endlich loszuspielen. Ach ja, als Kind ist man eben noch begeisterungsfähig und völlig unvoreingenommen gegenüber Filmumsetzungen. Das genau diese Art von Spielen meistens besonders lieblos wirkt und nur dazu dienen soll, zusätzlichen Profit aus einem erfolgreichen Franchise herauszu- kitzeln, war mir damals natürlich noch nicht bewusst. Aber ich sollte schon wenig später eines Besseren belehrt werden…

Nach einer für damalige Verhältnisse relativ kurzen Ladezeit (so 2-3 Minuten) befand man sich auch schon auf dem Startbildschirm, auf dem ein grosses Ghostbusters Logo prangte. Sah bislang alles super aus. Als dann noch die 8-Bit Fassung des Ghostbusters Songs von Ray Parker Junior ertönte, war ich erstmal völlig hin und weg. Auch den Einfall der Entwickler, den Songtext quasi simultan als Karaoke Version einzublenden, fand ich äusserst witzig. Wie musste da erst das eigentlich Spiel aussehen? Hätte ich gewusst, daß dies das einzige Highlight des Games bleiben sollte, hätte ich meinen C64 lieber neu gestartet und dafür eine Runde Spy versus Spy oder Kung Fu Master gespielt.

Nachdem man den Start Knopf gedrückt hatte, folgte erstmal eine schmucklose Textwüste, in der der Spieler vom Bürgermeister von New York mit der Aufgabe betraut wurde, alle paranormalen Erschei-nungen der Stadt zu eliminieren. Mit Hilfe eines Startkapitals von 10.000 $ und der Auswahl zwischen verschiedenen Fahrzeugen und Hilfsmitteln wie Geister-Staubsaugern oder Schutzanzügen ziehen die Ghostbusters wenig später nun endlich in den Kampf, gegen die schleimigen Widersacher.

Wenn ihr nun erwartet ein kurzweiliges Actionspiel oder Jump´n Run vorzufinden, muss ich euch leider enttäuschen. Vielmehr gelangt der Spieler daraufhin in eine Von-Oben-Strassen-Ansicht, die wohl schmuckloser und eintöniger nicht hätte ausfallen können. Graue Strassen, pixelige Häuser und einige schwebende, gelbe Geister. Das einzige was ich mit meinem Joystick beeinflussen konnte, war die Richtung eines Ghostbusters Logos. Hmm fing ja nicht so prickelnd an. Aber egal. Nachdem ich dann endlich herausgefunden hatte, daß man die blinkenden Häuser ansteuern musste, um die dort ansässigen Geister zu killen vergingen erstmal einige ratlose Minuten. Hinweistexte oder ein Tutorial suchte man natürlich vergebens. Also ab zu einem blinkenden Pixelklumpen und los gehts. Nach einer völlig sinnlosen Fahrtsequenz, in der man das vorher ausgestattete Vehikel nur völlig sinnlos von links nach rechts steuern konnte (ihr werdet es bereits erraten haben…das hatte natürlich nur den Sinn, die ewig langen Ladezeiten zu überbrücken), trafen die Geisterjäger nun endlich am Einsatzort ein. Dort wartete auch bereits ein nervös auf und ab fliegender Slimer auf die Widersacher.

Was nun folgte war eine unglaublich nervtötende Geschicklichkeitsaufgabe. Man steuerte zwei Geisterjäger, platzierte sie rechts und links vom Geist und fixierte diesen mit seinen Protonen-Kanonen. Hatte man dies geschafft, musste man nur noch die Geisterfalle öffnen und der Störenfried war eingefangen. War das erledigt, bekam man ein paar Dollar als Belohnung und es ging wieder zurück auf die Stadtansicht aus der Vogelperspektive. Punktabzug gab´s höchstens, wenn man aus Versehen die Strahlen kreuzte oder euch der Geist entwischte.

Ob ihr´s nun glaubt oder nicht. Das war im Grossen und Ganzen eigentlich das gesamte Spielprinzip. Nachdem man diesen Vorgang gefühlte hundert mal wiederholt hatte, füllte sich irgendwann die paranormale Energie von New York City und das zentrale Hochhaus, in dem der bösartige Dämon Zuul sein Unwesen trieb, begann endlich zu blinken. Also nichts wie hin und hoffen, daß das Spiel nun endlich abwechslungsreicher wird. Aber weit gefehlt. Nachdem ihr von einem wütend stampfenden Marschmallow-Mann begrüsst werdet, der dummerweise genau vor dem Haupteingang des Hauses steht, schafft man es nach zig Versuchen und einigen Wutanfällen dann irgendwann zumindest zwei der drei Geisterjäger in das Haus zu schleusen ohne zertrampelt zu werden. Habt ihr dieses Kunststück vollbracht, ist das Spiel auch schon vorbei. Das Bild scrollt nach oben und man sieht, wie die Ghostbusters auf den Dämonengott feuern und sich dieser anschliessend wieder zurück ins Jenseits verabschiedet. Das darf ja wohl nicht wahr sein! Das ganze ereignislose Herumgefahre und das sich ständig wiederholende Geister killen, für das ?? Komplettiert wurde dies nur noch von der Tatsache, daß sich dieser *$%!# Ghostbusters-Song auch noch dauernd wiederholte und ich das Lied bis heute einfach nicht mehr ohne negative Erinnerungen an dieses Spiel hören kann.

Fazit: Machen wirs kurz – Ghostbusters, egal für welches System, braucht wirklich kein Mensch. Das Spielprinzip ist ein Witz, die Grafik auch für damalige Verhältnisse eher unspektakulär und der Sound… naja das habt ihr ja bereits gelesen. Und glaubt mir, die Umsetzungen für andere Systeme sind genau so grottig wie die hier getestete Version für den C64. Ähnlich wie beim ebenfalls auf unserer Seite bewerteten Simpsons-Spiel, sollte man bei einer Film- oder Serien-Versoftung immer besonders die Augen offen halten. Denn wirklich spielenswerte Exemplare dieser Spezies kann man an einer Hand abzählen. Lasst euch das eine Lehre sein und tut mir einen Gefallen. Bewahrt eure Kinder vor solchen Schrott-Games und schickt sie dafür lieber raus zum Fussball spielen oder Radfahren.

Das könnte Sie auch interessieren.