Konsole Shoot'em Up SNES Spieletests

Axelay

Die meisten Shoot-em-Ups sind nicht gerade dafür bekannt, besonders innovativ zu sein. Seit Ballerfans in R-Type erstmals mit einem vor Waffen strotzenden Raumschiff in die Schlacht zogen, um das Weltall von lästigen Alien-Invasoren zu befreien, scheint das Genre irgendwie auf der Stelle zu treten. Mit wenigen Ausnahmen, hat sich das generelle Spielprinzip (Raumschiff ballert Horden von anderen Raumschiffen / fliegenden Ungetümen ab) seit dieser Zeit nicht grundlegend geändert. Aber halt! Anno 1992 brachte der japanische Entwickler Konami doch glatt das Kunststück fertig, ein wenig frischen Wind in das damals schon arg angestaubte Genre zu bringen.

Anfang der 90er Jahre verstand es Konami wie kaum ein anderer Spieleentwickler, den Nerv der Spieler zu treffen, und ein Spitzenspiel nach dem anderen auf den Markt zu werfen. Sobald ich während dieser Zeit das Konami-Logo auf der Packung eines Spiels erblickte, war mir unweigerlich klar, dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen weiteren Hit handeln würde. Ihr wollt Beispiele? Kein Problem. Ich sage nur Turtles in Time (SNES), Contra III (SNES), Rocket Knight Adventures (Mega Drive) und Castlevania – Dracula X (PC Engine), und das ist nur eine kleine Auswahl an Klassikern, die Konami während dieser Zeitperiode produzierte. Das hier vorgestellte Spiel stellt da zwar keine Ausnahme dar, ging bei der Menge an qualitativ hochwertigen Titeln aber ein wenig unter.

Aber nun zum eigentlichen Spiel: Die Hintergrundstory von Axelay darf dabei getrost übersprungen werden. Das Ding mit den Aliens, die versuchen die Welt zu erobern, hab ich ja bereits erwähnt. Denn die wirkliche Innovation, die dem Spieler bei Axely bereits zu Beginn ins Auge springen dürfte, ist der ungewöhnliche 3D-Look.
Nachdem ihr euch für drei separat auswählbare Waffensysteme entschieden habt, werdet ihr direkt ins hektische Getümmel geworfen. Ihr steuert euren Raumgleiter am Anfang von unten nach oben, über eine sehr plastisch dargestellte Planeten-Oberfläche. Ein bisschen sieht es so aus, als ob ihr über einen sich ständig drehenden Globus fliegt. Die dreidimensionale Optik ist für 16-Bit-Verhältnisse wirklich beeindruckend. Im Laufe des Spiels wechselt die Perspektive dann aber auch in die etwas konventionellere Horizontale (von links nach rechts scrollend).

Das umfangreiche Baller-Arsenal bringt dabei eine interessante, taktische Note ins Spiel. So habt ihr beispielsweise die Wahl zwischen zerstörerischen Raketen, durchschlagskräftigen Lasern, oder Projektilen, die ihr kreisförmig um euer Raumschiff abfeuern könnt. Während des Spiels könnt ihr zwischen diesen Waffensystemen frei wählen. Werdet ihr allerdings von einem außerirdischen Angreifer getroffen, ist eine eurer zuvor ausgewählten Extrawaffen futsch und ihr wechselt automatisch zur nächsten. Erst nachdem ihr eure letzte Waffe eingebüsst habt und erneut getroffen werdet, segnet ihr das Zeitliche.

Im Laufe der insgesamt sechs Spielabschnitte fliegt ihr über wolkenverhangene Landschaften, rast durch enge Höhlen, oder düst über brodelnde Lava-Landschaften. Spielerisch, wie optisch, wird also für Abwechslung gesorgt. Die schiesswütigen Aliens machen euch dabei das Leben genau so schwer, wie die plastischen Hindernisse, denen ihr ständig ausweichen müsst. Gekrönt wird Axelay von wirklich spektakulären Endbossen, die in ihrer schieren Größe auf dem SNES ihresgleichen suchen. Dass das Spielgeschehen angesichts dieser Opulenz ab und zu ein wenig ins Stocken gerät, lässt sich dabei locker verschmerzen. Erwähnt werden sollte hier vor allem die Roboter-Spinne am Ende des ersten Levels und das bildschirmfüllende Feuer-Monster. Auf Nintendos 16-Bit-Maschine sind mir nur wenige Spiele bekannt, die technisch so viel zu bieten haben, wie Axelay.

Zu guter letzt noch ein paar Worte zur Musikuntermahlung. Konami schöpft hier wirklich aus dem Vollen. Was hier akustisch geboten wird, steht der spektakulären Optik in nichts nach. Einige der eingängigen Melodien werdet ihr so schnell nicht mehr aus dem Kopf kriegen, nachdem ihr das Gamepad aus der Hand gelegt habt. Gerade im Vergleich zum Mega Drive merkt man hier deutlich die überlegenen Fähigkeiten, des SNES-Soundchips. Genau so muss ein kurzweiliges Actionspiel auf dieser Konsole inszeniert werden.

Fazit: Wie ihr an meinen Lobeshymnen sicher schon gemerkt haben dürftet, bin ich ein absoluter Axelay-Fan. Dieses Spiel hat dem Shoot-em-Up-Genre damals wirklich einen kleinen Schub verpasst, auch wenn die ungewöhnliche 3D-Optik meines Wissens nach, in dieser Form, keinen Nachahmer mehr fand. Der Schwierigkeitsgrad ist dank der drei auswählbaren Stufen variabel und dürfte auch für geübte Spieler (zumindest kurzzeitig) eine Herausforderung darstellen. Es gibt keine unfairen Rücksetzpunkte und euer Schiff verfügt nach dem vorzeitigen Ableben wieder über die volle Feuerkraft. Das verhindert Frust-Momente wie in anderen Genre-Vertretern, bei denen ihr teilweise immer am Beginn des Levels anfangen müsst, auch wenn ihr es schon bis zum Endgegner geschafft habt. Das einzige und größte Manko ist in meinen Augen aber der zu geringe Umfang des Spiels. Shooter-Profis werden bereits nach unter einer Stunde den letzten Endgegner besieget haben. Otto-Normal-Spieler werden aber schon etwas länger brauchen, um das Spiel zu meistern. Schade ist auch, dass sich Konami, trotz einer entsprechenden Ankündigung im Abspann, niemals zu einer Fortsetzung hinreißen ließ. Deswegen gibts von mir schweren Herzens nur vier von fünf ballernden Raumschiffen für Axelay.

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