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Super Mario 3D Land

(Nintendo, 2011)

Die Super Mario Land-Reihe blickt auf eine beachtliche Historie zurück. Bereits auf dem Ur-Game Boy erschien der erste Teil der Serie, der mich (und viele von euch sicher auch) schlussendlich dazu veranlasste, mir ein Exemplar der tragbaren Konsole ins Haus zu holen. Die Super Mario Land-Spiele waren als mobiles Pendant, zu den erfolgreichen Super Mario Bros-Titeln (auf den stationären Spielgeräten) gedacht und verfügten, auch dank ihrer technischen Limitationen, über einen ganz eigenen Charme. Aber seit den pixeligen Anfängen auf Nintendos 8-Bit Handheld hat sich einiges getan.

Mittlerweile haben technische Features, wie flüssige 3D-Grafik und bewegungssensitive Steuerungs-Elemente, Einzug in die Spielezimmer der Zocker gehalten und altmodische Jump-and-Runs verloren im Laufe der Zeit stark an ihrer ursprünglichen Relevanz. Allerdings verstand es Nintendo dank frischer Ideen und neuer Innovationen immer wieder, der altehrwürdigen Super-Mario-Reihe neues Leben einzuhauchen. So blieb sie stets auch für junge Gamer attraktiv. Die tragbaren Spiele des dicken Klempners waren aber meistens nur ein besserer Abklatsch, der erwachsenen Varianten, für die “grossen” Konsolen. Ob Super Mario 3D Land nun endgültig aus dem Schatten der Wohnzimmer-Reihe heraustreten kann, lest ihr im folgenden Test.

Zurück in die Zukunft

Gleich zu Beginn des Spiels dürften wohl vor allem Mario-Veteranen eine riesige Überraschung erleben. Im kurzen Intro bekommt ihr zu sehen, wie sich Mario in ein riesiges Ungetüm verwandelt und mit einer Kettensäge bewaffnet durch das süsse Pilzland stapft. Alle Gegner, die sich Mario bei seinem Amoklauf in den Weg stellen, werden brutal in ihre Einzelteile zerlegt und das spritzende Blut färbt euren Bildschirm tiefrot…… Ich weiss was ihr jetzt denkt und ihr habt natürlich Recht. Das ist alles Quatsch. Vielmehr bleibt Nintendo auch bei Super Mario 3D Land seiner Devise treu und geht bei der Hintergrundstory kein Risiko ein. Prinzessin Peach wird (wie in den Vorgängern auch) von Bowser entführt und Mario macht sich abermals auf, seine Liebste aus den Fängen des Bösewichts zu befreien.

Sobald ihr die erste von insgesamt acht Oberwelten betretet, werdet ihr euch sofort wie zu Hause fühlen. Der Levelaufbau und das Spielgefühl versetzen euch in den gewohnten Mario-Wohlfühl-Modus. Alles ist da, wo es sein muss. Die ersten Spielabschnitte sind grossräumig gestaltet und laden euch zum Erkunden und Extras-Sammeln ein. Auffällig ist auch, dass der Schwierigkeitsgrad gerade am Anfang um einiges einsteigerfreundlicher ausgefallen ist, als noch bei den New Super Mario Spielen auf dem Nintendo DS oder der Wii. Pofis könnte diese Tatsache nerven, aber Gelegenheitsspielern wird so der Einstieg ins Spiel deutlich erleichtert. Mit ein bisschen Übung haben so auch Jump`n`Run-Neulinge gute Chancen, rasch voranzukommen, ohne frustriert zu werden. Natürlich wird das Spiel im Verlauf noch richtig knifflig, aber dazu später mehr.
Mario-Kennern wird sehr schnell auffallen, dass sich Nintendo beim Leveldesign stark an den Vorgängern der Serie orientiert hat. Einige Abschnitte erinnern an die alten NES-Teile, spätere Levels könnten thematisch aus den 3D-Episoden stammen (auf dem N64 oder Gamecube). Klingt erst mal eher nach einem lahmen Aufguss, wirkt aber überraschend frisch. Dieses Kunststück ist vor allem der Liebe fürs Detail der Spieldesigner zu verdanken. Die Mario-Welt wurde wunderhübsch gestaltet und die dritte Dimension findet nun endlich einen sinnvollen Einsatz auf Nintendos 3D-Konsole. Sehr oft müsst ihr die Tiefe des Raums erkunden, um Gegner effektiv auszuschalten oder die notwendigen Sterne zu finden, die für das Freischalten der späteren Spielabschnitte unablässig sind. In einigen Levels haben die Entwickler zudem stereoskopische 3D-Rätsel eingebaut, die ihr nur lösen könnt, wenn ihr über räumliches Denkvermögen verfügt. Andere Spielehersteller sollten sich hieran ein Beispiel nehmen. Genau so müssen Spiele auf dem Nintendo 3DS aussehen.

Aus alt mach neu

Natürlich werden aber nicht nur Neueinsteiger ihre Freude an Super Mario 3D Land haben. Veteranen fallen sicherlich viele Reminiszenzen an die zahlreichen Vorgänger der Serie auf. So gibt es beispielsweise ein Wiedersehen mit dem nützlichen Tanuki-Anzug, aus dem dritten Super-Mario-Bros-Teil (auf dem NES). Dieses Item wird ja fälschlicherweise oft “Waschbären-Anzug” genannt, wobei das natürlich Käse ist, da ein japanischer Marder-Hund Pate für dieses bekannte Feature stand. Habt ihr diesen Anzug ergattert, könnt ihr eure Gegner mit eurem Schwanz wegfegen und eure Sprungdistanz verlängert sich deutlich. Die fleischfressenden Pflanzen, die mit Tinte nach euch spucken und somit den Bildschirm kurzzeitig verdunkeln, dürften viele wiederum aus den Mario-Kart-Universum kennen. Retro-Gamer wie ich, bekommen bei soviel Traditionspflege schon mal feuchte Augen.

Neu hinzugekommen ist der Bumerang-Anzug (ihr könnt Bumerangs auf eure Gegner schleudern) und die Propeller-Kiste, mit der ihr euch mutig in tiefe Abgründe stürzen könnt, ohne herunterzuplumpsen wie ein Stein. Dank des kleinen Propellers an der Oberseite der Kiste könnt ihr eure Flugbahn wunderbar steuern und so tiefer gelegene Plattformen erreichen. Die Steuerung per Analogstick geht im gesamten Spiel übrigens sehr präzise von der Hand und gibt keinen Anlass zur Kritik.

Die Bosskämpfe gegen Bowser und seine Schergen lassen sich vor allem in den ersten sechs Oberwelten mit ein wenig Geschick und Ausdauer rasch meistern. Wie bereits erwähnt, ist es oft schwieriger, die notwendige Anzahl an Sternen einzusammeln. Um an diese Items zu kommen, ist es nämlich unablässig, den direkten Pfad zum Levelende zu verlassen und in den weiträumigen Spielanschnitten nach Verstecken zu suchen. Denn nur mit der richtigen Anzahl an Sternen im Gepäck, öffnet sich für euch die Tür zur nächsten Oberwelt.

Bei dieser Suche müsst ihr auch mal einen riskanten Sprung wagen und ihr werdet sicherlich ein paar eurer Leben dabei verlieren. Solltet ihr innerhalb eines Levels zehn mal nacheinander das Zeitliche segnen, hat Nintendo wie schon bei den letzten Episoden der Serie eine kleine Hilfestellung eingebaut. Beim nächsten Wiedereintritt in den Level erscheint dann ein weiss schimmernder Tanuki-Anzug, der die bereits erwähnten Fähigkeiten des braunen Anzugs besitzt, euch aber zusätzlich unbesiegbar macht. Sterben könnt ihr jetzt nur noch, wenn ihr in einen Abgrund fallt oder in die Lava springt. Positiv zu bewerten ist, dass es euch überlassen bleibt, ob ihr dieses Feature nutzt oder nicht. Profis können sich also nach wie vor durch das Spiel beissen, ohne den “Noob-Modus” in Anspruch zu nehmen.

Sobald ihr euch durch alle Spielabschnitte gekämpft und Bowser ein für alle mal in die Lava geschubst habt, dürft ihr eure Herzensdame Peach endlich in eure Arme schliessen. So gehört sich das auch für ein anständiges Mario-Spiel. Wo Gelegenheitsspieler dann stolz den Abspann geniessen und sich über ihren Erfolg freuen, gehts für Profis jetzt erst so richtig los. Nachdem die Credits vom Bildschirm verschwunden sind, blickt euch Marios Bruder Luigi flehend an, der hinter den Gittern einer Gefängniszelle sitzt und auf eure Hilfe hofft.
Solltet ihr diese Herausforderung annehmen, geht es prompt zurück zum Anfang des Spiels und ihr findet euch umgehend im ersten Spezial-Abschnitt wieder. Erneut warten nun acht Oberwelten auf euch, die vom Schwierigkeitsgrad aber einige Schippen zugelegt haben. Jetzt werden auch Profis richtig gefordert. Die Gegner sind fieser, die Sprünge kniffliger und einige Levels müssen unter extremen Zeitdruck absolviert werden. Jetzt kann sich wirklich keiner mehr beschweren.

Charme-Offensive

Musikalisch werden die bekannten Mario-Melodien geboten, die allesamt neu arrangiert wurden. Die Ohrwurm-Songs aus den alten Episoden klingen wirklich wunderbar und unterstreichen den Zeichentrick-Stil des Spiels. Zusammen mit den witzigen Animationen des quirligen Mario und seiner Gegnerschar, zieht euch das Game sicherlich schnell in seinen Bann. Auch Mario-Hasser, die an sich wenig mit der quietschbunten Mario-Spielewelt anfangen können, werden zähneknirschend zugeben müssen, dass Super Mario 3D Land dank seines Detailreichtums wie aus einem Guss wirkt. Hier passt wirklich alles. Mir ist auf dem 3DS bisher jedenfalls kein Spiel unter die Augen gekommen, das besser aussieht.

Fazit: Wer einen Nintendo 3DS besitzt, sollte sich schleunigst Super Mario 3D Land zulegen. Momentan gibt es schlichtweg kein anderes Spiel (egal welches Genre), das auf diesem System qualitativ mithalten könnte. Die Galaxy-Teile auf der Wii mögen vielleicht innovativer sein und der Serie neue Aspekte verleihen, aber mir haben gerade die liebevollen Hommagen an die lange Historie der Serie und die geschickte Vereinigung von neuen und alten Spielelementen gefallen. Die Steuerungsmechanik ist exakt wie eh und je und der Schwierigkeitsgrad bleibt lange Zeit angenehm moderat. Fortgeschrittene Spieler könnten allerdings kritisch anmerken, dass die Hauptkampagne gerade wegen des niedrigeren Schwierigkeitsgrads etwas zu schnell vorbei ist. Online-Features, wie beispielsweise ein Koop-Modus, sucht man zudem vergeblich, aber das gehört eben auch zur Tradition der Mario-Reihe. Mangels gleichwertiger Konkurrenz auf Nintendos tragbarer Konsole, kann ich trotz der angesprochenen Mankos nur die Höchstpunktzahl vergeben. Ein besseres Hüpfspiel für unterwegs, werdet ihr momentan auf keiner Plattform finden.

Das Testmuster zu Super Mario 3D Land wurde Retro Videogames freundlicherweise von Nintendo zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf die Bewertung des Spiels durch den Sponsor wurde nicht vorgenommen und jegliche Kommentare spiegeln ausschließlich die Meinung des Autors wider.

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