Ich möchte euch mein allererstes Videospiel vorstellen, das ich jemals besaß (mal abgesehen von ein paar Game-and-Watch-Spielen). Da es wie gesagt mein erster Kontakt mit Videospielen war, bitte ich um etwas Nachsicht, wenn vielleicht das ein oder andere Detail nicht mehr so ganz in meinem Gedächtnis haften geblieben ist. Googeln oder die Wikipedia befragen kann schliesslich jeder. Bedenkt zudem, dass ich seinerzeit gerade mal zarte 13 Lenze alt war und das Ganze somit eine Eeeeeewigkeit zurück liegt 😉
“Spielekonsolen sind Teufelszeug!”
Wo fangen wir da am besten an? Vielleicht mit dem Kauf meines Atari VCS 2600 – meiner ersten Konsole. Ich war ein gestraftes Kind. Während meine Kumpels schon seit Jahr und Tag mit ihrem Ur-VCS 2600 (mit kultigem Holzfurnier an der Vorderseite) oder sogar mit einem Fairchild Channel F daddelten, waren meine Eltern strikt davon überzeugt, dass es sich bei diesen merkwürdigen Kisten um wahres Teufelszeug handeln muss. Da bekommt der Junge doch lieber einen Bausparvertrag zum Geburtstag…”WIE UNCOOL!”
Aber mit viel List und Tücke war es dann irgendwann doch soweit. Eines wunderschönen Tages Mitte der 80er, stand der Götterbote vom Hermes-Versand vor meiner Haustür und überreichte mir feierlich ein brandneues Atari VCS 2600 inklusive dem Spiel Ms. Pac Man, welches ich mir nach tagelanger Recherche im Quelle-Katalog ausgesucht hatte. Ja, so war das damals. Schliesslich lag die Erfindung des Internets noch in weiter Ferne. Mangels entsprechender Fachzeitschriften musste die Auswahl zudem ausschliesslich anhand der Bilder, aus dem Versandhauskatalog getroffen werden! Glücklicherweise hatte ich ganz intuitiv das richtige Näschen. Denn in die engere Wahl kamen für mich entweder der Vorgänger, das legendäre und vielleicht bekannteste Videospiel aller Zeiten – Pac Man, oder eben der hier vorgestellte Nachfolger – Ms. Pac Man.
Das Gameplay
Im Grunde bestand zwischen beiden Spielen vom Gameplay her kein erkennbarer Unterschied. Ihr steuert euren Pillenfresser oder besser gesagt eure Pillenfresserin durch verschiedene Labyrinthe, stehts darauf bedacht, den Geistern aus dem Weg zu gehen, die euch nach dem Leben trachten. Vier mal habt ihr in jedem Level für kurze Zeit die Möglichkeit, den Spieß umzudrehen. Dann seit ihr der Jäger und die Geister die Gejagten.
Wer Bonuspunkte kassieren möchte, sollte versuchen, verschiedene Früchte die durch das Level hüpfen zu verputzen oder möglichst alle vier Geister pro Power-Pille zu erwischen, wenn Diese kurzzeitig verwundbar sind. Oft wird euch aber mit Sicherheit die Gier zum Verhängnis werden, wenn ihr bis zur letzten Sekunde versucht, die Bösewichte zu schnappen und Die dann plötzlich wieder unverwundbar sind.
Die Technik der 80er-Jahre
Wenn man die Qualität zwischen der Arcade-Version und der Atari-VCS-Umsetzung betrachtet, so war Ms. Pac Man deutlich näher am Original als das Ur-Pac-Man. Das war besonders deutlich bei der Steuerung zu spüren. Wo bei Pac Man Wutanfälle aufgrund der schwammigen Steuerung an der Tagesordnung waren, trat dies bei Ms. Pac Man glücklicherweise in den Hintergrund. Das lag einerseits daran, dass die Programmierer deutlich mehr Zeit hatten, die Arcade-Version von Ms Pac Man vernünftig für das Atari VCS umzusetzen. Andererseits hatten die Entwickler von Midway bzw. Namco inzwischen auch etwas mehr Erfahrung im Umgang mit der Hardware und konnten so alte Fehler vermeiden.
Technisch war Ms. Pac Man für damalige Verhältnisse durchaus passabel. Wie bereits gesagt, war die spielerische Umsetzung des Arcade-Originals technisch einwandfrei. Die Grafik geht bis auf gelegentliches Flackern der Geister in Ordnung, aber auch soundtechnisch konnte das Spiel gegenüber Pac Man minimal zulegen. Ein düdeliger Sound am Levelbeginn und nette SFX, wie etwa die Schmatzgeräusche von Ms. Pac Man (“Waka-Waka-Waka”) oder die Hüpfgeräusche des durch das Level springenden Obsts, sorgten für gute Laune. Zu dieser Zeit war man ja auch noch sehr genügsam.
Der Schwierigkeitsgrad war ataritypisch stark ansteigend und blieb in den späteren Levels auf konstant hohem bzw. unfairem Niveau. Außerdem gab es nun die Möglichkeit, die Anzahl der Geister zu variieren. Maximal vier Plagegeistern machten euch nun auf einmal das Leben schwer. Besonders der rote Geist (Blinky) ist mir bis heute als teuflischster aller Geister in böser Erinnerung geblieben! Mein Gott, wie viele 1000 Tode musste die arme Ms. Pac Man allein durch seine Attacken sterben… und ich konnte ihr einfach nicht helfen. SORRY!
Fazit: Wer heute in die Welt der Videospiele einsteigt bzw. wieder zurückkehrt und sich entsprechend seiner Altersstufe für Spiele wie das neue Nights – Journey of Dreams oder Mario Galaxy (Wii) entscheidet, kann sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass es jemals Spaß gemacht hat, Spiele wie Ms. Pac Man zu zocken. Aber das tat es wirklich! Dieses Spiel hat mich tage-, nein wochenlang an den Fernseher gefesselt und war für mich der Auslöser, meiner bis heute ungebrochenen Liebe für Videospielen. Wer weiß, was gekommen wäre, wenn mein erstes Spiel z.B. E.T. gewesen wäre…