Interviews

Interview mit David Timsit

Die Auswahl an deutschsprachiger Literatur zum Thema Videospiele ist bekanntermaßen sehr begrenzt. Hin und wieder erscheinen aber dennoch Bücher, die das Interesse von gestandenen Gamern wecken. Bei “Round 1 Fight” handelt es sich um solch ein seltenes Exemplar. Der 200 Seiten starke Schmöker befasst sich in aller Ausführlichkeit mit dem Genre der Prügelspiele. David Timsit, der Autor dieses Werkes, hat sich netterweise dazu bereit erklärt, uns ein paar Fragen zu seinem Buch zu beantworten.

Woher kommt deine Begeisterung für das Beat-em-Up-Genre?

DT: Ich denke meine ursprüngliche Begeisterung entspringt der damaligen (gemeint sind die 80er-Jahre) Inszenierung von Martial Arts als popkulturelles Phänomen. Ich bin über Videospiele hinaus ein Bewunderer von asiatischen Kampfkünsten. Da es mir selbst etwas an Sportlichkeit mangelt, lebe ich diese Faszination bis heute eben kreativ und medial aus.

Du bist also ein Kind der 80er. Welche Filme oder welche Schauspieler haben dich damals besonders geprägt?

DT: Im Bezug auf das Genre war das in jungen Jahren natürlich in erster Linie “Karate Kid”. Der Film schaffte es den spirituellen Hintergrund des Kampfsports in ein leicht verdauliches Mainstream-Format zu packen und Millionen Menschen damit zu erreichen. Später mochte ich natürlich auch härtere Filme wie “Bloodsport” mit Jean-Claude van Damme. Zudem lies ich damals keinen der asiatischen und amerikanischen Trash-Movies aus, die im Privat-TV zu später Stunde über die Mattscheibe flimmerten. Unerreicht für mich bis heute “Der Dampfhammer von Send-Ling” 😉

Dein Buch befasst sich vor allem mit den Prügel-Perlen der 80er- und 90er-Jahre. Können dich aktuelle Spiele dieser Gattung (wie Street Fighter IV oder Super Smash Brothers) auch noch begeistern?

DT: Das Buch hat definitiv einen Retro-Ansatz und das ist auch so beabsichtigt. Plattformen wie hardedge.org oder shoryuken.com bilden die heutige Kultur (rund um Fighting Games) ausreichend ab. Mir fehlte aber eine Plattform bzw. ein Medium, das die aktuellen Standards in einen historischen Kontext setzt. Vielen Gamern geht es heutzutage darum, kompetitiv zu zocken und es haben sich gewisse Blickwinkel verfestigt, wie ein dafür ausgelegtes Fighting Game auszusehen hat.

Das engt das Genre meiner Meinung nach aber zu sehr ein und verhindert Fortschritt und Vielfalt. Ich hoffe, mein Buch dient dem ein oder anderen Entwickler als Inspiration und öffnet jungen Spielern die Augen, wie vielfältig die Welt der Kampfsportspiele sein kann. Ich klammere neue Ableger aber nicht aus und erwähne sie in den jeweiligen Unterpunkten zu den Hauptserien, beleuchte aber moderne Indie-Games wie “Karate Master 2”, “Castle Crashers” oder “Kings Of Kung Fu” gesondert, da sie meiner Meinung nach eine wichtige Alternative zu den festgefahrenen Standards darstellen.

Planst du in nächster Zeit noch weitere literarische Ausflüge zum Thema Videospiele?

DT: “Round 1 Fight” ist ein Buch, das sich mir über viele Jahre aufgedrängt hat. Ich bin unter anderem als freier Autor für diverse Print- und Onlinemedien aktiv und habe immer wieder gemerkt, dass ich zu dem Genre mehr zu sagen habe, als es in ein paar Tests oder Kolumnen möglich gewesen wäre. Ich schreibe immer viel und gerne, wahrscheinlich auch noch das ein oder andere Buch. Thematisch möchte ich mich aber nicht auf das Thema Videogames beschränken. Aktuell sitze ich beispielsweise an einem ca. 100-seitigen Programmheft für meine Veranstaltung “Cologne Metal Festival”. Was die Zukunft noch so bringt, wird sich zeigen.

 

Das könnte Sie auch interessieren.