Wer hätte gedacht, dass sich nach dem großen Videospiele-Crash in den USA (zwischen 1983 und 1984) jemals wieder eine breite Masse für elektronische Spiele begeistern könnte? In den Jahren zuvor machte Atari mit seinem VCS 2600 den ersten großen Schritt, und beförderte Spielhallen-Hits in die heimischen Wohnzimmer. Ein neuer, profitabler Markt war geboren.
Leider dachte zur damaligen Zeit noch niemand ernsthaft an Qualitätskontrollen und so kam es zu einer regelrechten Überschwemmung des Marktes mit minderwertiger Software, was wiederum zum bereits erwähnten Ende des Booms führte. Zum Glück glaubte Nintendo damals trotzdem an den langfristigen Erfolg von Heimkonsolen und brachte mit seinem NES (bzw. Famicom, wie das Gerät in Japan hieß) das Feuer wieder zum brennen.
Bereits dreißig Jahre ist das nun schon her (zumindest in Europa) und Videospiele erfreuen sich nach wie vor größter Beliebtheit. Vielen Dank, Nintendo, für diese Pionierarbeit! Anlässlich dieses Jubiläums möchte ich euch drei ganz hervorragende Spiele für dieses System vorstellen, die ich auch heute immer noch gerne zocke. Ach ja, eines gleich vorweg: Die offensichtlichsten Games, wie Super Mario, Zelda oder Metroid habe ich hierbei absichtlich außen vor gelassen, da über diese Klassiker sicherlich schon genug berichtet wurde.
Donkey Kong Classics (Nintendo, 1989)
Donkey Kong gehört sicherlich zu den Videospielen, die man nicht mehr vorstellen muss. Wer diesen Jump-and-Run-Klassiker damals in der Spielhalle gezockt hat, wurde von dem simplen, aber unglaublich motivierenden Gameplay sofort angefixt. Zudem hatte in diesem Spiel ein schnauzbärtiger Klempner mit Latzhose (hier noch ein Tischler namens “Jumpman”) seinen ersten, großen Auftritt.
Die NES-Umsetzung reicht technisch sehr nah an das Arcade-Original heran, enthält allerdings nur drei, der ursprünglich vier Spielabschnitte. Sicherlich ein kleiner Wehmutstropfen für Puristen. Gerade zusammen mit ein paar Kumpels macht die Jagd nach dem Highscore aber trotzdem ungemein Spaß.
Zusätzlich zum Original ist bei Donkey Kong Classics noch der direkte Nachfolger Donkey Kong Jr. mit an Bord. Ihr spielt Donkey Kongs Sprössling, der sich aufmacht, um seinen in Gefangenschaft geratenen Vater zu befreien. Der Gefängniswärter ist kein Geringerer als Mario, der nun erstmals mit seinem richtigen Namen in Erscheinung tritt. Donkey Kong Jr. spielt sich dank den neu hinzugekommenen Lianen ein wenig kniffliger als sein Vorgänger, steht diesem in Sachen Spielspaß aber in nichts nach.
Probotector (Konami, 1990)
Bereits der erste Teil der hierzulande unter dem Namen Probotector bekannten Spielereihe hat alles, was ein gutes Run-and-Gun haben muss. Fordernde Sprungpassagen, intelligent platzierte Gegner und Endbosse, die ihrem Namen gerecht werden. Hinzu gesellt sich eine Präsentation, die für NES-Verhältnisse als beeindruckend bezeichnet werden kann.
Anders als in USA (hier heißt die Serie “Contra”) ballert ihr euch in PAL-Gefilden als Kampfroboter durch den Dschungel, um im Verlauf des Spiels in das Mutterschiff der außerirdischen Invasoren zu gelangen. Was im Solo-Modus schon unterhaltsam ist, wird zu zweit zum Multiplayer-Hit. Ihr sammelt Waffen-Upgrades ein und ballert euch gemeinsam durch die schiesswütige Gegnerschar. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei fordernd, aber niemals unfair. Habt ihr euch erst einmal die Gegnerformationen und den Levelaufbau eingeprägt, hängt es neben eurem spielerischen Können vor allem von eurer Konzentration ab, ob ihr das Spiel am Ende meisterst oder nicht.
Technisch und vor allem vom Schwierigkeitsgrad her, legte der Nachfolger für das NES noch etwas nach, aber für mich bleibt Probotector der ultimative Zweispieler-Titel für diese Konsole. Noch besser ist nur der dritte Teil, der 1992 für das SNES erschien.
Bucky O´Hare (Konami, 1992)
Jeder von euch dürfte wohl das berühmte Langohr Bugs Bunny kennen, aber beim Namen Bucky O´Hare wird es bei den wenigsten klingeln. Kinder der 90er Jahre könnten den Captain einer mutigen Weltraum-Crew zumindest noch von den Samstag-Vormittag-Cartoons des Privatsenders Sat.1 kennen. Genau hier hatte der grüne Hase hierzulande nämlich seinen bisher ersten und einzigen Auftritt.
Im Herkunftsland USA sah das zu dieser Zeit ganz anders aus. Bucky O´Hare war dort bereits seit geraumer Zeit als Held der gleichnamigen Comic-Reihe bekannt und hatte sogar eine eigene Action-Figuren-Serie. Da war es nur logisch, dass über kurz oder lang auch ein Videospiel für Nintendos populäre 8-Bit-Konsole erscheinen musste.
Dabei herausgekommen ist ein grandioses Jump-and-Run, das technisch, dank seiner hübschen Animationen und dem tollen Soundtrack, fast schon 16-Bit Niveau besaß. Dummerweise war das SNES schon auf dem Markt und die meisten Spieler konzentrierten sich bereits auf die nächste Hardware-Generation. So kam es wohl auch, dass Bucky O´Hare trotz seiner spielerischen und technischen Qualitäten ziemlich unter ging und heute nur noch wenigen Enthusiasten ein Begriff sein dürfte. Sehr schade, denn das Spiel kann auf ganzer Linie überzeugen und gehört meiner Meinung nach zu den besten Jump-and-Runs auf dem NES.