Unglaublich, aber wahr: Der berühmt, berüchtigte Ego-Shooter GoldenEye 007 für das N64 ist fast 25 Jahre nach der weltweiten Veröffentlichung hierzulande nicht mehr indiziert. Wer sich den (aus heutiger Sicht wenig spektakulären) Shooter endlich zulegen möchte, muss jetzt also keine Angst mehr haben, sich strafbar zu machen. Die Lizenz zum Töten sei euch hiermit erteilt.
Es ist teilweise schon kurios, welche Spiele in den 80er- und 90er-Jahren in Deutschland als jugendgefährdend eingestuft wurden. Schon auf dem guten alten Atari 2600 wurde der Weltkriegs-Shooter River Raid von der damaligen BPjS (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften) aus dem Verkehr gezogen und das, obwohl man bei der damaligen Klötzchengrafik schon dazusagen musste, dass es sich bei dem fliegenden Pixelhaufen um ein Kampfflugzeug handeln sollte, mit dem der Spieler andere Jäger und Kriegsschiffe abballern konnte. In dem Abschlussbericht der Behörde hieß es damals unter anderem: “Jugendliche sollen sich in die Rolle eines kompromisslosen Kämpfers und Vernichters hineindenken. Hier findet im Kindesalter eine paramilitärische Ausbildung statt. Bei älteren Jugendlichen führt das Bespielen zu physischer Verkrampfung, Ärger, Aggressivität, Fahrigkeit im Denken und Kopfschmerzen.”. Was würden die Prüfer wohl zu heutigen Blockbustern, wie Call of Duty: Black Ops Cold War oder God of War sagen? Naja, das waren eben noch andere Zeiten.
Etliche Jahre später, genauer gesagt 1997, ereilte dieses Schicksal auch den bereits erwähnten Ego-Shooter GoldenEye 007 des britischen Entwicklerstudios Rare. Hier schlüpft ihr in die Rolle des legendären Geheimagenten James Bond, damals noch gespielt von Pierce Brosnan, und ballert euch entlang der Handlung des gleichnamigen Films durch die sowjetischen Gegnerhorden. Was das Spiel damals so besonders machte und gleichzeitig weltweit so erfolgreich werden ließ, war sicherlich die hevorragend an den Controller des N64 angepasste Steuerung. Rare verstand es wie bis dato niemand zuvor, den Analog-Stick des Joypads für eine sehr intuitive Steuerung in der dritten Dimension zu nutzen. Was hinzukam, waren die realistischen Animationen und vor allem die zahlreichen Sterbesequenzen der dahingerafften Widersacher. Dies verhalf dem Titel hierzulande wohl auch zu der raschen Verbannung auf den Index, die nun gottlob aufgehoben wurde. Besser spät, als nie, könnte man sagen.
Das Kuriose an dieser Meldung ist, dass GoldenEye 25 Jahre nach der ursprünglichen Indizierung (also 2022) automatisch vom Index geflogen wäre. In einem Artikel bei Schnittberichte.com heißt es allerdings, dass das Spielwarenunternehmen Stadlbauer für die frühzeitige De-Indizierung verantwortlich sei. Da die deutsche Firma gleichzeitig auch als lokaler Vertriebspartner von Nintendo in Erscheinung tritt, liegt die Vermutung nahe, dass die Japaner hier ihre Hände im Spiel gehabt haben könnten. Vielleicht gibt es ja in Kürze endlich eine offizielle (digitale) Veröffentlichung des N64-Klassikers auf der Switch.