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Donkey Kong

(Nintendo, 1994)

Donkey Kong gilt gemeinhin als Urvater aller Jump-and-runs und gleichzeitig als einer der bekanntesten Klassiker der Spielegeschichte überhaupt. Nintendos Mastermind Shigeru Miyamoto gelang mit diesem Spielhallen-Titel Anfang der 80er ein echter Überraschungserfolg, an dem in all den Jahren wohl kein Zocker vorbei gekommen sein dürfte. Bis heute begeben sich spieleverrückte Retrogamer auf die Highscorejagd am Donkey Kong-Automaten und verkünden regelmässig neue Rekorde (vor allem in den USA). Allerdings werden die wenigsten unter euch wissen, dass 1994 auf dem Game Boy eine waschechte Fortsetzung dieses Kult-Titels erschien. Die Frage ist nur, ob Nintendo noch genügend Ideen in petto hatte, um dem angestaubten Klassiker neues Leben einzuhauchen.

Gib dem Affen Zucker

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Sequels erinnerten sich wohl nur noch ein paar altgediente Gamer an die Zeiten, in denen sich der fiese Affe Donkey Kong Marios damalige Freundin Pauline schnappte (ja es gab eine Zeit vor Prinzessin Peach) und versuchte, mit ihr über alle Berge zu verschwinden. Zwar erschienen noch zwei mittelprächtige Fortsetzungen in der Spielhalle (und als Umsetzung für diverse Heimkonsolen), aber der Hype, den der erste Donkey-Kong-Teil auslöste, schien sich nicht wiederholen zu lassen.

Nintendo wagte aber nach über einem Jahrzehnt einen Neuanfang der Serie und holte den guten Donkey wieder aus seinem Ruhestand zurück. Viele Gamer hatten damals wohl berechtigte Zweifel, ob das betagte Spielprinzip von Donkey Kong in Zeiten von 16-Bit Konsolen und Mode 7 Effekten noch langfristig begeistern konnte. Denn eines war zu diesem Zeitpunkt bereits klar. Der statische Spielaufbau und die geringe Levelanzahl des Originals, würde nach all den Jahren keinen Gamer mehr von seiner Couch weglocken.

Was soll denn daran neu sein?

Zuallererst fällt positiv auf, dass Nintendo Donkey Kong eine Batterie zum Speichern der Spielstände spendiert hat. Das war zu dieser Zeit absolut keine Selbstverständlichkeit und deutete bereits darauf hin, dass der Spielumfang um einiges zugelegt haben musste.

Aber was ist das? Das Spiel beginnt genau so, wie das Original von 1981. Der Look des klassischen Donkey Kong wurde fast pixelgenau übernommen, und sogar der Sound kommt noch genau so minimalistisch daher, wie anno dazumal. Das wird doch wohl keine 1:1-Kopie des Spielhallen-Klassikers sein, die uns Nintendo hier unterjubeln möchte?

Ich kann euch beruhigen. Gottlob stellt sich nach den ersten vier (bereits aus der Spielhalle bekannten) Levels heraus, dass noch weitere 100(!) Spielabschnitte folgen sollen, die dem Spieler nicht nur einen flinken Finger, sondern auch einiges an Gehirnschmalz abverlangen werden.

Donkey Kong 2.0

Nachdem ihr mit Mario die klassischen Levels absolviert habt, entkommt euch Donkey Kong erneut und das eigentliche Spiel beginnt. Ihr begebt euch nun auf die erste der neun Oberwelten, die euch so bereits aus diversen Super-Mario-Titeln bekannt vorkommen dürfte. Es gibt aber noch mehr Gemeinsamkeiten, die sich Donkey Kong mit der Super-Mario-Bros.-Serie teilt. Zwar scrollen die einzelnen Spielabschnitte nicht von links nach rechts, sondern bewegen sich mehr oder weniger auf einem grossen Bildschirmausschnitt, aber die Gegner lassen sich mit einem beherzten Sprung auf den Kopf packen und auf andere Bösewichte werfen (wie bereits aus Super Mario Bros. 2 für das NES bekannt).

Ansonsten folgt Donkey Kong recht linearen Pfaden. Das Ziel der einzelnen Abschnitte ist es, den Schlüssel zu der Tür zu finden, hinter der Donkey mit eurer Freundin verschwunden ist. Das klingt einfacher, als es ist. Um den Schlüssel in das Schloss der jeweiligen Tür zu stecken, müsst ihr jede Menge Hindernisse überwinden. Beispielsweise gilt es, an den richtigen Stellen Brücken zu bauen oder geschickt die Laufrichtung von Laufbändern zu verändern, bevor ihr euer Ziel erreichen könnt. Dabei solltet ihr darauf achten, nicht von den Donkey-Kong-typischen Flammen oder brennenden Ölfässern gegrillt zu werden. Die bereits erwähnte Gegnerschar, bestehend aus garstigen Käfern, staubigen Mumien oder blutrünstigen Fledermäusen, versucht euch zudem das Leben möglichst schwer zu machen.

Mario versus Donkey Kong

Im Großen und Ganzen spielt sich Donkey Kong für den Game Boy wie eine Mischung aus einem Jump-and-Run und einem Puzzlespiel (im Stile von Lemmings). Um ans Ende der einzelnen Levels zu gelangen, solltet ihr euch schon genau überlegen, welche Route ihr einschlagt, denn eines muß euch klar sein: Wer bei Donkey Kong mit den Kopf durch die Wand will, wird schnell scheitern. Vielmehr ist taktisches Vorgehen gefragt. Aufgelockert wird das Spielgeschehen durch Unterwasser-Abschnitte und packende Boss-Kämpfe, gegen den vor Wut schäumenden Donkey Kong.

Der Schwierigkeitsgrad bleibt dank der leicht verdienten Extraleben moderat, aber trotzdem wird euch das Spiel aufgrund des großen Umfangs einige Tage beziehungsweise Wochen beschäftigen. Dank der Speicherfunktion ist das auch kein Problem. Ich bin wirklich froh, dass Nintendo auf ein nerviges Passwort-System verzichtet hat.

Fans der Mario-versus-Donkey-Kong-Reihe (für Game Boy Advance und Nintendo DS) dürfte deses Spielprinzip übrigens sehr bekannt vorkommen, denn Donkey Kong für den Game Boy stand quasi Pate für diese Spielreihe.

Fazit: Mich hat Donkey Kong für den Game Boy (beziehungsweise mittlerweile auch als Download-Titel für den 3DS) wirklich überrascht. Als ich das Modul zum ersten Mal einlegte, habe ich lediglich eine aufgehübschte Version des Spielhallen-Klassikers erwartet. Was ich aber präsentiert bekam, war vielmehr eine konsequente Weiterentwicklung des ursprünglichen Spielprinzips, angereichert mit bekannten Elementen der Super-Mario-Bros.-Reihe. Technisch war das Spiel zwar bereits damals nicht gerade ein Hingucker, aber spielerisch gehört Donkey Kong wirklich zu den absoluten Perlen auf Nintendos tragbarer Konsole. Interessant dürfte auch sein, dass das Spiel speziell für den Super Game Boy angepasst wurde (der Super Game Boy ist ein Adapter, mit dem es möglich ist, Game-Boy-Spiele über das Super Nintendo am heimischen Fernseher zu spielen). Solltet ihr über die entsprechende Peripherie verfügen, kommt ihr in den exklusiven Genuss, Donkey Kong in Farbe und mit einer an einen Spielautomaten erinnernden Spielfeld-Umrandung zu geniessen. Wirklich ein nettes Feature. Aufgrund der mangelnden Konkurrenz auf dieser Plattform und der Liebe fürs Detail, der diesem Spiel zuteil wurde, kann ich Donkey Kong für den Game Boy uneingeschränkt empfehlen. Eine absolut unterschätzte Spiele-Perle für den schmalen Geldbeutel.

Das Testmuster zu Donkey Kong wurde Retro Videogames freundlicherweise von www.Konsolenkost.de zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf die Bewertung des Spiels durch den Sponsor wurde nicht vorgenommen und jegliche Kommentare spiegeln ausschließlich die Meinung des Autors wider.

 

 

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