Jump and Run Next Generation Spieletests

Donkey Kong Country Tropical Freeze

  (Nintendo, 2018)

Nach mehreren Arcade-Auftritten zu Beginn der 80er Jahre war es lange Zeit still geworden um Donkey Kong. Seine spektakuläre Rückkehr feierte der affige Held erst im Jahr 1994, als die britische Spieleschmiede Rare ein für damalige Verhältnisse technisch revolutionäres Jump-and-Run für das SNES entwickelte. Nintendo begleitete den Release zu dieser Zeit mit einer großen Werbekampagne und veröffentlichte im Vorfeld unter anderem ein rund 15-minütiges Promo-Video (natürlich auf VHS) mit Infos zu den Charakteren und der Entwicklung des Spiels. Der Titel war mit knapp 10 Millionen verkauften Einheiten ein riesiger Erfolg, so dass mehrere Fortsetzungen und Portierungen auf zahlreichen Nintendo-Systemen, angefangen beim Game Boy, bis zur Wii U folgten. Die zuletzt genannte WiiU-Episode, mit dem Zusatz „Tropical Freeze“, erschien nun auch als Umsetzung für die Switch.

Alter Affe im neuen Glanz

Ganz im Gegensatz zu Super Mario Odyssey präsentiert sich das neueste Donkey Kong als klassischer 2D-Hüpfer. Ihr hangelt euch an Lianen entlang, taucht in tiefe Gewässer ein, und natürlich gibt´s auch ein Wiedersehen mit den bockschweren Lorenfahrten (hier ist mal wieder Auswendiglernen gefragt). Bestimmte Passagen könnt ihr nur zusammen mit einem von Kongs Begleitern meistern. Unterstützung bekommt ihr dabei von Diddy, Dixie und dem alten Recken Cranky Kong. So könnt ihr etwa mit Dixies Helikoptersprung höher gelegene Passagen erreichen und eure Sprünge besser timen. Andere tierischen Helfer machen sich im Vergleich zu früheren Episoden leider etwas rar, lediglich das Nashorn Rambi bekommt ein paar Auftritte.

Auf der Wii U wurde das Abenteuer von vielen Spielern als zu schwer empfunden und dürfte für einige Wutausbrüche gesorgt haben. Glücklicherweise hatte Nintendo bei der Switch-Portierung ein Einsehen und hat das Spiel deutlich entschärft. Die größte Erleichterung ist dabei Funky Kong als neuer Charakter. Der Surfer aus der Kong-Familie besitzt nicht nur mehr Lebensherzen und fliegt auf seinem Surfbrett elegant durch die Level, sondern vereint praktischerweise auch alle Spezialfähigkeiten der anderen Begleiter. Grundsätzlich eine gute Idee, vor allem für nicht ganz so flinke Joypad-Akrobaten, für mich persönlich allerdings etwas zu viel des Guten, da doch ein gutes Stück Anspruch und Motivation verloren geht. Ich habe das Spiel deshalb komplett ohne Funky Kong durchgespielt und dafür bei einzelnen kniffligen Passagen, die im Item Shop erhältlichen Gegenstände eingesetzt, die euch beispielsweise bei drohenden Abstürzen retten oder Fässer mit einem der anderen Begleiter erscheinen lassen. So lässt sich der Schwierigkeitsgrad relativ leicht regulieren. Ein wenig Trial and Error bleibt an der ein oder anderen Stelle dennoch nicht aus, aber insgesamt bleibt das Spiel fair und lässt sich mit Geschick und Geduld gut meistern.

Es kommt keine Langeweile auf

In Sachen Spieldesign bleiben die Retro Studios auf bewährten Pfaden. Das ist einerseits erfreulich, weil die einzelnen Spielelemente wunderbar ineinandergreifen und auch heute noch genauso, wie vor Jahrzehnten funktionieren und schlichtweg Spaß machen. Zudem ist das Design der einzelnen Inseln sehr gelungen und abwechslungsreich. Ein klein wenig mehr Innovation hätte ich mir aber dennoch gewünscht. Auch wenn man in einem 2D-Jump-and-Run keine Flut an neuen Ideen erwarten darf, beweist hier ein Rayman Legends als direkter Konkurrent doch ein wenig mehr Mut.

Technisch ist Tropical Freeze ein echter Volltreffer. Die herrlich bunten und vielfältigen Spielwelten begeistern in knackig scharfer und ruckelfreier HD-Optik. Auch der Soundtrack überzeugt restlos mit einigen Ohrwürmern und ihr dürft euch auch auf neu arrangierte Melodien aus früheren Episoden freuen. Möchte man bei der Technik auf Teufel komm raus das Haar in der Suppe suchen, dann findet man dies maximal bei den etwas langen Ladezeiten vor dem Levelstart.

Ausreichend Langzeitmotivation gibt es auf jedem Fall, denn neben den Hauptlevels könnt ihr durch das Aufspüren von Geheimgängen auf jeder der sechs Inselwelten zwei zusätzliche Level freischalten. Wem das nicht ausreicht, der kann durch das Einsammeln aller KONG-Buchstaben auf den Inseln weitere Bonuslevel aktivieren. Somit bietet Tropical Freeze einen Umfang von mehr als 50 Level, eignet sich aber dennoch wie ich finde, immer für ein kurzes Spiel zwischendurch – ein idealer Titel also, für die heißen Sommermonate.

Fazit: Donkey Kong Country Tropical Freeze ist ein forderndes und traditionelles Jump-and-Run der alten Schule. Wo etwa die letzte Mario-Episode teilweise völlig neue Wege ging, bleibt Donkey Kong seinen spielerischen Wurzeln voll und ganz treu. Das ist gerade für uns Retro-Gamer eine schöne Sache, gibt es doch abseits der Indie-Sparte kaum ähnlich aufwendig produzierte Genre-Vertreter. Mit ein paar frischen Ideen mehr hätte aus dem guten Gesamteindruck vielleicht sogar ein Hervorragender werden können. Nichtsdestotrotz – wer sich mit riesigen Open Worlds und zahllosen Sammelgegenständen nicht anfreunden kann und einfach „nur“ ein klassisches 2D-Hüpfspiel zocken möchte, der liegt hier genau richtig. Deshalb gibt es von mir vier von fünf Bananen!

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