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Dogs of War

(Elite Systems, 1989)

Heute möchte ich euch den Amiga-Klassiker Dogs of War von Elite Systems vorstellen. Wieder einmal ein Game aus einer Zeit, als ein gutes Spiel noch auf eine einzelne 880 KB Diskette gepasst hat.

Neues Futter für die Bundesprüfstelle

Gleich eins vorweg: Das Spiel wurde seinerzeit von der BPJS (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften / Medien) indiziert. Ich gehe aber davon aus, dass trotzdem Jeder der damals einen Amiga sein Eigen nennen durfte, ein Exemplar in Form einer „Sicherheitskopie“ in seiner gut sortierten Diskettenbox hatte. Denn sobald ein Spiel auf dem Index landete, war das ja quasi wie ein Gütesiegel. Eine Originalversion dieses Spiels ist in Deutschland bis heute leider sehr schwer und nur entsprechend teuer zu bekommen. Aber ich habe natürlich keine Kosten und Mühen gescheut, um nachträglich an ein komplettes Exemplar dieses Klassikers zu kommen.

Bei DoW handelt es sich, wie nicht anders zu erwarten, um ein Shoot-E-Mail-Up reinsten Wassers. Gleich am Startbildschirm empfängt euch ein muskelbepackter Schwarzenegger-Verschnitt samt Minigun im Anschlag und macht dem Spieler unmissverständlich klar, worum es bei diesem Spiel geht – „Shoot to kill!“

Mission – Start

Und es gibt reichlich Drecksarbeit zu erledigen, für die Hunde des Krieges (klingt noch bescheuerter als der Original-Titel). Auf einer Weltkarte wählt Ihr eine der zwölf frei anwählbaren Missionen aus, wobei die Aufgabenstellung jeweils relativ ähnlich ist. Für einen Betrag X erklärt ihr euch dazu bereit, den Neffen einer reichen Oma aus den Händen eines Drogenkartells zu befreien oder wie in einer anderen Mission, einen alten Nazi und dessen Privatarme zur Strecke zu bringen. Klingt trashig? Das ist es auch.

Mit dem Sold, den ihr für eure erfolgreich absolvierten Missionen bekommt, geht es dann natürlich zum örtlichen Waffenhändler. Und hier geht dem digitalen Söldner endgültig das Messer in der Hose auf. Das Waffensortiment umfasst zahlreiche Pistolen, MPs und Sturmgewehre in allen Kalibern. Auch Handgranaten, Raketenwerfer und sogar ein Flammenwerfer können, sofern das entsprechende Budget vorhanden ist, erstanden werden.

Habt ihr euch dann bis an die Zähne bewaffnet, kann es auch schon losgehen. Von Beginn an stürmen dabei feindliche Einheiten in wahren Horden auf euch zu. Dabei dürfte es euch anfangs schwer fallen, im Kugelhagel die Übersicht zu behalten. Zusätzlich macht euch der Feind mit Selbstschussanlagen, Minen und feuernden Panzerwagen das Leben schwer. Da hilft nur Dagegenhalten. Down with you…and stay down!!

16-Bit Grafik forever

Grafisch macht das Spiel einen für seine Zeit durchaus ordentlichen Eindruck. Ihr steuert euren Pixelsöldner aus der Vogelperspektive sowohl horizontal als auch vertikal durch die insgesamt zwölf Levels, was seinerzeit eine kleine Innovation innerhalb des Genres darstellte. Positiv fällt zudem auf, dass die Metzelorgie selbst bei hohem Feindaufkommen nur selten durch Ruckeln gestört wird. Die Grafik ist zwar nicht spektakulär, aber recht detailliert und braucht sich nicht vor seinem offensichtlichem Vorbild Ikari Warriors (veröffentlicht 1986, vom Publisher Tradewest) zu verstecken

David Whittaker Soundgott

Zum Sound habe ich eine ganz persönliche Meinung. Leider gibt es im Spiel lediglich zwei Musikstücke. Diese sind zwar aus der Feder vom unvergleichlichen Soundguru David Whittaker (Speedball, Shadow of the Beast, uvm.) und klingen echt genial, aber warum bitte nur so wenige? Höchstwahrscheinlich reichte der damalige Speicherplatz auf nur einer Diskette nicht aus, um noch mehr unterzubringen. Aber wie gesagt, zum Glück sind die wenigen Musikstücke, die euch durch das Spiel begleiten, wirklich toll komponiert und gehen euch trotz der ständigen Wiederholung nicht auf den Geist. Zusammen mit den wirklich coolen Soundeffekten der Waffen und dem digitalen Schreien hunderter, dahingemetzelter Pixelsoldaten, entsteht eine infernale Soundkulisse, die sich mit Sicherheit in euer Gedächtnis einbrennen wird.

Steuerung und Technik

Die Steuerung, vorzugsweise mit dem Kult-Joystick Competition Pro, geht einwandfrei von der Hand. Allerdings muss man für den Waffenwechsel umständlich auf die Tastatur zurückgreifen, was natürlich immer genau dann der Fall ist, wenn die Action auf dem Screen gerade am heftigsten tobt. Bei gerade mal einem Actionbutton pro Eingabegerät ging das zu der damaligen Zeit aber wohl nicht anders. Wie sieht es mit der Möglichkeit aus, das Game auf die Festplatte zu installieren? Fehlanzeige! Naja, das Rattern des Floppys gehört ja wohl irgendwie dazu.

Multiplayerwahnsinn

Am besten kommt das Spiel übrigens im Koop-Modus, für 2 Ballerfreunde. Wer mit seinem Kumpel und jeweils einer Minigun bewaffnet die Levels stürmt und die ersten, geschätzten 250 Gegner eliminiert, hört garantiert nicht mehr auf bis nur noch Ruhe und Frieden auf dem Screen herrscht. AMEN

Kritikpunkte

Gibts keine… Nein, war nur Spaß. Was mich an DoW schon immer etwas gestört hat, ist, dass es keine unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade gibt. Lediglich durch die Auswahl der Mission kann man wohl etwas an der Komplexität ändern. Der Schwierigkeitsgrad stammt aber meiner Meinung nach direkt aus der (Spiel)Hölle. Außerdem habe ich mich schon immer gefragt, was für eine Daseinsberechtigung die Pistolen und normalen Gewehre im Waffenshop haben? Hat denn wirklich schon jemand ernsthaft versucht, mit so einem Ding das Spiel zu meistern? Wenn hunderte Gegner den Screen überrennen und die Standard-Knarren gerade mal gefühlte 2 Schüsse pro Minute abfeuern, sinken die Siegchancen gegen Null.

Fazit: Wer nicht absoluter Pazifist ist und sich von der dämlichen Diskussion „Ballerspiele machen aus Menschen axtschwingende Massenmörder“ nicht abschrecken lässt, sollte dem Spiel eine Chance geben. Heutige Ego-Shooter wie Call of Duty oder Battlefield sind moralisch mindestens genauso fragwürdig. Ich halte Dogs of War zweifelsohne für einen Klassiker für Freunde des Genres. Aufgrund der frühen Indizierung ist der Titel zudem nicht allzu verbreitet und deshalb nicht nur für Sammler interessant. Alles in allem gibts von mir: Vier von Fünf Granaten

 

 

 

 

 

 

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