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Crystal Warrior

(Sega, 1992)

Crystal Warriors erschien 1992 für den Game Gear und war damit das erste Strategie-RPG für Segas 8-Bit-Handheld. Eine wirkliche Innovation stellte der Zweispielermodus dar. Über ein Link-Kabel konnten zwei Game Gears miteinander verbunden werden. Jeder Spieler durfte sich einen Kämpfer, aus einem vorgegebenen Helden-Pool aussuchen und dann gegen den Mitspieler in die Schlacht ziehen. Dieses Feature war seinerzeit wirklich frisch und unverbraucht.

Ein Held… Sein Schwert… Halt nein

Die relativ belanglose Story des Spiels kann man dafür in wenigen Sätzen zusammenfassen: In Crystal Warriors geht es, wie es der Titel schon vermuten lässt, um magische Kristalle. Eure Heldengruppe, angeführt von der tapferen Kriegerin Iris, hat es sich in den Kopf gesetzt, diese wertvollen Klunker aufzuspüren, um das Gleichgewicht im Königreich Arliel wiederherzustellen. Denn dummerweise hat der dunkle Fürst Grym bereits drei der vier Kristalle mit Gewalt an sich genommen. Den letzten Kristall, der sich glücklicherweise bereits in eurem Besitz befindet, möchte er sich nun natürlich auch noch schnappen. Der Oberbösewicht schickt deshalb Heerscharen von Kriegern aus, um euer Vorhaben zu vereiteln und das fehlende Juwel zu erbeuten. So weit, so abgedroschen.

Wackere Helden ziehen in die Schlacht

Zu Beginn stürzt ihr euch zusammen mit vier weiteren Helden ins Abenteuer. Genretypisch könnt ihr hier aus unterschiedlichen Charakterklassen wählen. Ob Magier, Heiler, Ranger oder Krieger, ihr schöpft hier aus dem alt-bewährten RPG-Pool, um eure tapfere Party zusammenzustellen. Etappenweise stellt ihr euch den feindlichen Gruppen dann in guter, alter Fire-Emblem-Manier in den Weg. Will heißen, ihr platziert eure Helden Runde für Runde auf einer Oberweltkarte und rückt somit nach und nach voran. Nach jedem erfolgreich absolvierten Kampf werdet ihr mit den obligatorischen Erfahrungspunkten belohnt, welche euch nach einem Stufenaufstieg wiederum stärker machen. Die charaktertypischen Eigenschaften (wie ein erweiterter Angriffsradius) eurer Truppe verbessern sich natürlich ebenfalls nach jedem Stufenanstieg und eure Lebensleiste bzw. euer Magie-Level vergrößert sich entsprechend.

Bei den strategisch geführten Kämpfen ist allerdings Vorsicht geboten – Sobald eine eurer Helden das Zeitliche segnet, ist dies endgültig und ihr müsst im weiteren Spielverlauf auf diesen Mitstreiter verzichten. Dieser Umstand zwingt euch dazu, wohlüberlegt in die Schlachten zu ziehen und Risiken möglichst zu vermeiden. Stirbt gar euer Hauptcharakter, habt ihr direkt den Game Over-Bildschirm vor Augen und ihr dürft noch einmal von vorne beginnen.

Jeder Charakter verfügt über, für seine Klasse typische Stärken und Schwächen. So ist der Priester beispielsweise sehr anfällig gegenüber Nahkampfattacken. Dafür könnt ihr eure magischen Angriffe sehr gezielt gegen die jeweiligen Schwachstellen eurer Gegner einsetzen. Die richtige Taktik und geschicktes Vorgehen ist also der Schlüssel zum Ziel bei Crystal Warriors.

In einer 2D-Vogelperspektive blickt ihr auf das Schlachtfeld, das zu Beginn des Spiels noch sehr überschaubar ist, aber schon bald vor Gegnern nur so wimmelt. Auf diese Art durchstreift ihr verschiedene Waldgegenden, Wüsten und hügeliges Terrain. Sowohl eure Gegner, wie auch ihr selbst, verfügt über einen Rückzugspunkt in Form einer Burg. Wird eure Basis eingenommen, endet die Schlacht. Um eine Schlacht zu gewinnen, reicht es aber auch aus, den feindlichen Anführer zu besiegen, oder aber einfach jeden Gegner auf der Karte zu eliminieren. Eure Gegenspieler sind zu Beginn noch mit einem Fragezeichen markiert. Ihr wisst also nicht, mit welcher Charakterklasse ihr es zu tun habt. Erst, wenn ihr euren Feind angreift, verschwindet das Fragezeichen und ihr seht ihn in voller Montur auf dem Schlachtfeld.

Greift ihr einen Gegner an, wechselt die Perspektive automatisch in die Seitenansicht, in der ihr entweder zum Angriff blast, euch verteidigt oder einen Heilzauber aussprecht. Zudem könnt ihr ein gezähmtes Monster für euch kämpfen lassen, welches ihr vorher rekrutiert habt. Dies gibt dem Spiel noch eine weitere taktische Komponente. Das Ungetüm nimmt in diesem Fall temporär den Platz eures Helden ein und bestreitet an dessen Stelle den Kampf. Segnet das Viech allerdings das Zeitliche, ist dies ebenfalls endgültig und ihr müsst euch nach einem neuen Gefährten umsehen.

Nach jeder erfolgreichen absolvierten Schlacht findet ihr euch in einem Dorf wieder, in dem ihr eure Lebensenergie auffrischen und euer Waffenarsenal aufbessern könnt. Außerdem ist es hier möglich, gegen etwas Geld (das ihr zuvor den besiegten Gegnern abgeknöpft habt) neue Helden zu rekrutieren. Falls ihr gar nicht mehr wisst, wie ihr euren erbeuteten Reichtum ausgeben sollt, könnt ihr euch bei einem Wahrsager die Zukunft vorhersagen zu lassen. Meistens – allerdings nicht immer – bekommt ihr so Hinweise auf die bevorstehende Schlacht. Zudem könnt ihr neben Waffen und Rüstungen auch neue Zaubersprüche für eure Heiler und Zauberer einkaufen, um euch das Überleben auf dem Schlachtfeld so deutlich zu erleichtern.

In den Dörfern habt ihr zudem die Möglichkeit, euren Spielfortschritt abzuspeichern. Hierfür stehen euch drei Speicherplätze zur Verfügung. Dies war übrigens, dank einer eingebauten Batterie, bereits auf dem Game Gear so. Verlasst ihr das Dorf, gehts weiter zur nächsten Schlacht.

Die Hymne der Krieger

Der Soundtrack des Spiels präsentiert sich eintönig und schlicht. Mitunter nervt das Gedudel sogar ein wenig. Gelegentlich sind aber auch ganz nette Melodien darunter. Licht und Schatten liegt hier nah beieinander. Grafisch hebt sich Crystal Warriors nicht sonderlich von anderen Spielen dieser Zeitperiode ab. Die Optik ist eher zweckmäßig, dafür aber immerhin schön bunt gehalten. Einige der Animationen im Spiel sind auch durchaus nett anzusehen. So ist das Wasser in den Flüssen beispielsweise stets in Bewegung und ein laues Lüftchen weht durch die pixeligen Wälder. Dadurch wirkt die Welt von Arliel durchaus lebendig. Auf dem eher unscharfen Game Gear-Screen sieht die Grafik aber naturgemäß etwas verwaschen aus. Bei der 3DS-Version gibts hier aber nichts zu meckern. Das Charakterdesign ist japanisch-niedlich, wobei sich manche eurer Krieger äußerlich schon sehr ähnlich sehen.

Es ist nicht leicht ein Held zu sein

Je weiter ihr im Spielverlauf voranschreitet, desto schwerer wird es euch natürlich gemacht, eure Feinde zu besiegen. Der Schwierigkeitsgrad steigt schnell an, jedoch wird das Spiel dabei nie wirklich unfair. Ihr solltet allerdings unbedingt darauf achten, nicht allzu viele eurer hochgelevelten Charaktere in der Schlacht zu verlieren. Ein Weiterkommen ist mit taktischem Geschick jederzeit möglich.

 

 

Fazit: Crystal Warriors ist mit Sicherheit kein Klassiker, den man gespielt haben muss. Dennoch bietet das Game ein bewährtes Strategie-Gameplay, das euch für einige Stunden an den Bildschirm fesseln wird. Die Spieldauer liegt bei ungefähr vier bis sechs Stunden, was für ein Handheld-Spiel durchaus akzeptabel ist. Dank des ausgewogenen Schwierigkeitsgrads, bleibt man als Spieler aber durchaus gerne am Ball, auch wenn der eine oder andere Bildschirmtot unausweichlich sein dürfte. Nachdem man seine Taktik aber an den jeweiligen Gegner angepasst hat, geht es schnurstracks zur nächsten Schlacht. Ihr solltet demnach schon ein gewisses Durchhaltevermögen mitbringen, sonst werdet ihr mit Crystal Warriors keine Freude haben. Für Genre-Neulinge empfiehlt sich dieser Game Gear-Titel nicht wirklich, da er gänzlich auf Tutorials verzichtet und nicht explizit erklärt, was die einzelnen Stärken und Schwächen der verschiedenen Charakterklassen sind. Erfahrene Strategen dürfen dagegen gerne einen Blick riskieren und werden sich auch sofort heimisch fühlen. Dank der Speicherfunktion seid ihr auch nicht gezwungen, das Spiel in einem Rutsch durchzuspielen. Unterm Strich bekommt ihr mit Crystal Warriors einen netten Strategie-Happen für ein verregnetes Wochenende. Erwartet aber bitte nichts Besonderes.

 

 

 

 

 

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