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Neuer Spieletest – Dr. Mario

Welches Spiel könnte besser zur momentanen Situation passen, als Dr. Mario? Der eigentlich als Klempner bekannt gewordene Mario hat in seiner Freitzeit offensichtlich ein paar Abendkurse in Hobby-Medizin belegt und versucht hier mit der Chemiekeule fies grinsenden Viren den Garaus zu machen. Klingt angesichts der momentanen Corona-Pandemie erschreckend aktuell, dabei hat der hier in der Gameboy-Version vorgestellte Titel bereits drei Jahrzehnte auf dem Buckel.

Alles Tetris, oder was?

Werfen wir aber zuerst einen Blick in das Jahr 1990. Der Game Boy ist gerade erst in Europa erschienen und startet, nicht zuletzt wegen dem beigelegten Spiel Tetris, seinen Siegeszug durch alle Altersschichten. Gerade ältere Gamer (wie damals auch meine Mutter) wurden von dem Puzzle-Klassiker geradezu magisch angezogen. Die Mischung aus schnellem Kombinieren und taktischem Vorgehen übte eine riesige Anziehungskraft auf viele Spieler weltweit aus und kurbelte die Verkaufszahlen der kleinen Konsole mächtig an. Auch ich starrte damals stundenlang wie gebannt auf den kleinen schwarz-weißen Bildschirm (auch in Ermangelung anderer Module) und löste in Tetris eine Reihe nach der anderen auf.

Genau in diesem Fahrwasser dachte sich damals (nicht nur) Nintendo, wenn das mit Tetris schon so gut geklappt hat, warum probieren wir dann nicht mit einer Abwandlung des süchtigmachenden Spielprinzips einen ähnlichen Treffer zu landen. Gesagt, getan und so schoben die japanischen Entwickler ziemlich rasch Dr. Mario nach.

Kampf den Viren

Genau wie beim großen Vorbild spielt sich das Geschehen auf einem statischen Bildschirm ab. In einem Reagenzglas auf der linken Seite tummeln sich allerlei Viren in verschiedenen Farben bzw. Schattierungen. Oben rechts steht Dr. Mario in seinem weißen Arztkittel und schnippt in regelmäßigen Abständen lässig eine zweifarbige Pille ins Glas. Ihr habt nun die Aufgabe durch geschicktes Drehen und Manövrieren der Tabletten an die möglichst gleichfarbigen Viren anzudocken. Bildet ihr so eine horizontale oder vertikale Viererkette, löst sich die Reihe inklusive den Krankmachern (die euch übrigens vom unteren Bildschirmrand höhnisch angrinsen) in Wohlgefallen auf. Wurden alle Übeltäter auf diese Weise gekillt, geht´s ab in das nächste Level. Die Geschwindigkeit und die Anzahl der Viren zieht dann natürlich schnell an, was das an sich einfache Puzzle-Spiel rasch zu einem hektischen Unterfangen werden lässt.

Es bedarf schon einiger Übung und Reaktionsschnelligkeit, mit der steigenden Geschwindigkeit noch kontrolliert zu reagieren. Dockt ihr eure Pillen allzu oft in der falschen Farbkombination an, erreichen diese sehr schnell den oberen Rand eures Reagenzglases und das Spiel ist vorbei. Ein typischer Vertreter der Gattung “Schnell erlent, aber hart zu meistern”. Hat man das Spielprinzip verinnerlicht, geht die motivierende Hatz auf den Highscore erst richtig los. Habt ihr bei allen 5 Schwierigkeitsstufen jeweils 20 Runden erfolgreich absolviert, werdet ihr mit einer kurzen Sequenz belohnt, in der aufgeklärt wird (ACHTUNG SPOILER!), dass die Viren tatsächlich aus den Tiefen des Weltalls kommen. Dank der tatkräftigen Bekämpfung mit Marios Gegenmittel bleibt den Aliens aber nur noch der Rückzug. Vielleicht sollten unsere Wissenschaftler angesichts der allgegenwärtigen Pandemie auch mal in diese Richtung forschen 😉

Technisch eher für Kassenpatienten

Grafisch und soundtechnisch merkt man Dr. Mario den frühen Veröffentlichungszeitpunkt deutlich an. Betrachtet man spätere Spiele für Nintendos tragbare Konsole ist deutlich zu sehen, dass technisch noch ordentlich Luft nach oben gewesen wäre. Mickrige Sprites, spärliche Animationen und gerademal zwei auswählbare Musikstücke. Das war alles, was den puzzle-verrückten Spielern damals geboten wurde. Darüber konnte auch ein netter Zweispieler-Modus (via Link-Kabel) und der variable Schwierigkeitsgrad nicht hinwegtäuschen. Immerhin gehen die kurzen Musikstücke, wie von Nintendo gewohnt, gut ins Ohr und animieren unweigerlich zum mitsummen. Die Soundeffekte, beim Andocken der Pillen oder beim Aufploppen der Reihen sind schlicht, nerven aber nicht sonderlich.

Fazit: Auf den ersten Blick gibt es sehr viele Parallelen zum großen Vorbild Tetris. Schaut man etwas genauer hin, unterscheidet sich das Spielprinzip von Dr. Mario und seine Herangehensweise dann aber doch merklich. Sobald ich den Dreh mit dem Rotieren und Verschieben der Pillen raus hatte, stellte sich bei mir ein ähnlicher Sog ein, wie bei Tetris, ohne aber dessen Langzeitmotivation zu erreichen. Dafür ist mir das schlichte Bilden von 4er-Blöcken auf Dauer dann doch etwas zu wenig. Trotz der Masse an damals erschienen Puzzle-Games (Columns, Puzzle Bobble, Mario & Yoshi, usw.) ist mir Dr. Mario immer positiv im Gedächtnis geblieben und so findet das Modul bis heute regelmäßig den Weg in meinen Ur-Gameboy. Wer übrigens mal kleinere Abwandlungen des Spielprinzips sehen möchte, wirft einen Blick auf die kürzlich erschienene Umsetzung für iOS und Android.

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