Heute, pünktlich um 12:00 Uhr Mittag, war es wieder soweit: Auf der Theresienwiese wurde das erste Bierfass vom Münchner Oberbürgermeister angezapft. Dies ist der alljährliche Startschuss für das größte öffentliche Besäufnis der Welt – von manchen auch Oktoberfest genannt.
Während die eine Hälfte der Münchner seit Monaten auf dieses Ereignis hinfiebert, verlassen die restlichen Einwohner in den nächsten 14 Tagen nur noch im absoluten Notfall ihre Wohnung. In dieser Zeit haben die Lederhosen- und Dirndl-Träger die Stadt fest im Griff.
Für gestandene Gamer gibt es so oder so relativ wenig Anreize, sich in das Getümmel der Wiesn zu stürzen. Schließlich wird auf einem Volksfest, neben Dosen-Werfen oder Frösche-Klatschen, spielerisch eher wenig geboten. Biergenuss und die Vorliebe für klassische Videospiele müssen sich aber nicht unbedingt ausschließen. Der Arcade-Klassiker Tapper ist wohl das beste Beispiel für diese These.
Bei Tapper handelt es sich um einen Arcade-Automaten, der 1983 von Bally Midway vertrieben wurde. Neben der ungewöhnlichen Tatsache, dass man in diesem Game einen gestressten Schankkellner spielt, sticht vor allem der originelle Controller ins Auge. Dieser erinnert nämlich nicht zufällig an den Hebel einer Zapfanlage, wie man ihn aus der Kneipe kennt. Das (leider nur virtuelle) Bier fließt bei Tapper also in Strömen. Mit dem Joystick in der Mitte steuert ihr lediglich die Laufrichtung des gestressten Barkeepers.
Das Spielprinzip ist schnell erklärt: An jeweils vier Theken versucht ihr die zügig anrückende Kundschaft schnellstmöglich mit frischem Bier zu versorgen.
Zeitgleich müsst ihr darauf achten, dass die nach dem Genuss achtlos zurückgeschleuderten Krüge nicht von der Theke plumpsen. Passiert dies im Eifer des Gefechts doch, verliert ihr eines eurer drei Bildschirmleben. Das gilt übrigens auch für den Fall, dass ihr ein Bier zapft, obwohl kein zahlender Abnehmer in Reichweite ist oder aber ein Gast das Ende der Theke erreicht, ohne von euch bedient worden zu sein. Der Alltag eines Barkeepers ist wahrlich kein Zuckerschlecken.
Immerhin lassen einige Schluckspechte ein Trinkgeld am Tresen liegen, was euren Highscore in die Höhe schnellen lässt. Zwischen den einzelnen Runden gibt es zudem kurze Verschnaufpausen in Form von Hütchenspielen.
Beim Spielen von Tapper ist vor allem das richtige Timing und ein gutes Reaktionsvermögen gefragt. Wie in Spielen dieser Periode üblich, steigert sich der Schwierigkeitsgrad stetig und ihr werdet schon nach kurzer Zeit nicht mehr wissen, wo euch der Kopf steht. Übung macht hier den Meister.
Umsetzungen für Konsolen und Heimcomputer gab es damals reichlich (u.a. für Atari 2600, C64, Schneider CPC), aber der optimale Spielspaß kommt meiner Meinung nach nur am Automaten auf. Das Bierzapfen geht mit dem Hebel einfach am schnellsten von der Hand und macht den besonderen Reiz des Spiels aus. Falls ihr hierzulande einen Tapper-Automaten sucht, solltet ihr einen Ausflug nach Karlsruhe (RetroGames e.V.) oder Rodenbach (For Amusement Only e.V.) einplanen. Hier könnt ihr am originalen Gerät testen, ob ihr zum Schankkellner taugt oder nicht.
Arm werdet ihr dabei übrigens nicht. Die Geräte sind nämlich allesamt auf „Free-Play“ gestellt. Da bleibt dann sicher auch noch Geld für das eine oder andere Bier. Prost!