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Altered Beast

Es gibt Videospiele, die reifen im Alter wie ein guter Rotwein. Vertreter dieser seltenen Spezies sind legendäre Titel, wie Tetris oder Bomberman. Diese Games werden nach wie vor für alle verfügbaren Konsolenvarianten umgesetzt und erfreuen sich immer noch grösster Beliebtheit. Wirft man allerdings einen etwas kritischeren Blick auf manche ältere Games, so findet man doch den einen oder anderen Pflegefall.

Ein ganz besonders schlecht gealterter Patient ist Segas seitlich scrollendes Beat-em-Up Altered Beast von 1988. Schon die Hintergrundstory scheint einem trashigen 60er-Jahre Sandalen-Film entsprungen zu sein. Ein in der Schlacht gefallener Zenturion wird unsanft in seiner letzten Ruhe gestört und kurzerhand in das Reich der Lebenden zurückgeholt. Der verzweifelte Auftraggeber, kein geringerer als der griechische Gottvater Zeus, hat aber natürlich einen triftigen Grund hierfür. Seine Lieblingstochter Athena wurde dreisterweise von einem garstigen Dämon namens Neff (eine Mischung aus Captain Picard und Graf Dracula) entführt und wartet nun natürlich auf die standesgemäße Rettung, aus den Klauen des dunklen Fürsten.

OK, die Story ist bei Actionspielen seit jeher nebensächlich, aber was nach dem Start des Spiels kommt, ist nichts für schwache Nerven. Schon die kratzige Sprachausgabe von Ober-Gott Zeus (“Rrrrrise from your grave!”) lässt nichts Gutes für den weiteren Spielverlauf erahnen. Als muskelbepackter Ex-Legionär macht ihr euch nun auf die Socken, äh ich meine Sandalen, um die holde Gottestochter zu befreien. Die zwei verschiedenen Angriffsvarianten Faustschlag und Fußtritt, stellen sich ziemlich schnell als nebensächlich heraus. Meist reicht es aus, sich geschickt zu ducken und im richtigen Augenblick zuzuschlagen. Die grenzdebile Gegnerschar, bestehend aus kopflosen Untoten, zweiköpfigen Höllenhunden (sog. Cerberusse) oder Flugdrachen, stellt sich zudem im Laufe des Spiels als nicht allzu clever heraus. Die ziemlich ungenaue Kollisionsabfrage gibt ihr Übriges. Glücklicherweise lässt sich dieses Manko aber durch wildes Button-Mashing wieder wett machen.

Das namensgebende “Beast” wird übrigens dann freigelassen, sobald ihr drei Powerpillen einsammelt, die die Gegner zurücklassen, die das Zeitliche gesegnet haben. Nachdem eure Muskelmasse nach dem Genuss der ersten beiden Power-Ups gefährlich anschwillt (der unglaubliche Hulk lässt grüssen), gibt es nach der Aufnahme der dritten Pille kein Halten mehr. In einer grausig, trashigen Metamorphose verwandelt ihr euch in gefährliche Ungetüme wie Werwölfe, Tiger, Bären oder Drachen. Natürlich steigern sich eure Fähigkeiten je nach Verwandlungsphase kontinuierlich.

Auch technisch macht das ursprünglich für die Spielhalle entwickelte Game aus heutiger Sicht keine gute Figur mehr. Das Scrolling ist träge und ruckelig und die Animationsphasen der Protagonisten können gelinde gesagt als spärlich bezeichnet werden. Besonders der Zenturion sieht aus, als ob er wie auf Schienen durch die fünf Levels gleiten würde. Ich bin mir sicher, dass Michael Jackson bei diesem Spiel die entscheidende Inspiration für seinen berühmten Moonwalk fand. Aber zurück zum Spiel – die Steuerung ist aus heutiger Sicht eine mittlere Katastrophe. Nur äußerst widerwillig und ungenau reagiert das Spiel auf eure Impulse. Nur gut, dass die Gegner nicht allzu schnell auf euch zustürmen.

Der einzige Lichtblick in Altered Beast stellen meiner Meinung nach die phantasievoll gestalteten Endgegner dar. Ob mit Köpfen um sich werfende Ghouls oder Feuer speiende Drachen. Die Endbosse sehen für die damalige Zeit wirklich sehr ansehnlich aus. Allerdings lassen sich Diese mit der richtigen Taktik ziemlich einfach bezwingen. Der Schlüssel zum Sieg ist, schnellstmöglich die höchste Entwicklungsstufe, also das jeweilige Beast, zu erreichen. Danach fällt es euch relativ leicht, die anrauschende Gegnerschar platt zu machen. Das ist auch gut so. Denn Continous oder Rücksetzpunkte sucht ihr vergeblich. Habt ihr einmal das Zeitliche gesegnet, bleibt euch nichts anderes übrig, als wieder von vorne anzufangen.

Das dürfte allerdings nicht allzu oft vorkommen. Denn der Spielumfang von Altered Beast ist nicht gerade groß. Geübte Spieler sind in zwanzig bis dreißig Minuten durch. Aber das ist für einen Arcade-Titel dieser Ära nicht unüblich. Die Sounduntermalung nervt nicht sonderlich und geht für die Entstehungszeit, Ende der 80er Jahre, absolut in Ordnung. Nervig sind nur die sich ständig wiederholenden Sprachsamples wie “Welcome to your doom !”, “Ha Haa Haa Haaa” oder “Power Up”. Da hat man schon mal das Bedürfnis, den Lautstärkeregler auf Null zu stellen.

Abschließend sei noch erwähnt, dass es dieses Machwerk in den USA sogar geschafft hat, dem damals neu erschienenen Sega Mega Drive (in den USA Genesis) standardmäßig beigelegt zu werden. In Europa erschien Altered Beast immerhin als Start-Titel und ist heute sogar für Nintendos Wii als downloadbares Spiel, für happige 800 Wii Points ! (umgerechnet 8 Euro) zu haben. Gerade auf dem Mega Drive gab es wesentlich bessere Vertreter des Genres, wie die Streets-of-Rage-Reihe oder Alien Storm. Wer sich´s trotzdem antun möchte sei hiermit ausdrücklich gewarnt. Alle Anderen machen lieber einen grossen Bogen um diesen Teil der Videospielgeschichte, den heute wirklich niemand mehr braucht. Friede seiner Asche…….

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