Action Atari VCS 2600 Konsole Spieletests

E.T. Der Außerirdische

E.T. – Der Außerirdische (Atari, 1982)
Immer, wenn von den schlechtesten Titeln aller Zeiten die Rede ist, darf ein Spiel nicht fehlen: E.T. – Der Außerirdische für das gute alte Atari VCS 2600.

Ich selbst bin anno 1982 in die Falle getappt und habe mich von dem Glanz des rührseligen Films blenden lassen. Ich weiß noch genau, dass ich meine Eltern förmlich angebettelt habe, mir dieses Spiel zu kaufen. Schließlich war ich zu dieser Zeit ganz hin und weg, von Steven Spielbergs Alien-Schmonzette. Wo E.T. drauf stand, konnte doch unmöglich ein schlechtes Produkt drin stecken. Tja, mit 6 Jahren war ich halt noch reichlich naiv…

Die technisch stark eingeschränkten Möglichkeiten des Atari 2600 waren ja an sich schon nicht berauschend, aber mit diesem Titel sollte noch mal ein Tiefpunkt an spartanischer Grafik, knarzigen Soundeffekten und (nicht vorhandenen) Leveldesign erreicht werden. Die Handlung, wenn man von so etwas sprechen kann, ist in einem Satz erzählt. Der kleine, schrumplige Außerirdische E.T. hat die Aufgabe, drei Teile seines kaputten Telefons zu finden, um (ihr habe es sicher schon erraten) nach Hause zu telefonieren. Gehetzt von fiesen FBI Pixelhau… äh ich meine Agenten, stolpert der Tollpatsch dabei immer wieder in dunkle Gruben, aus denen er nur seeehr mühsam wieder herauskommt.

Das mir bei dem hierzu erforderlichen Gerüttel und Gedrücke nicht der Joystick abgebrochen ist, ist mir heute noch ein Rätsel. Sobald jemand dann tatsächlich die unendliche Geduld aufgebracht hat, alle drei Telefonteile einzusammeln, startet das Spiel schlicht und einfach von vorne. Extras, neue Levels, Goodies….Fehlanzeige! Das war auch zur damaligen Zeit eine echte Frechheit und ein Schlag ins Gesicht, der in der Krise befindlichen Videospiele Industrie.

E.T. jetzt als Sargnagel der in den frühen 80er-Jahren fast ausgestorbenen Spiele-Branche zu bezeichnen, wäre aber vielleicht ein bisschen zu hart. Schließlich gab es zu dieser Zeit noch reichlich andere Gurken, die kiloweise in den Grabbelkisten der Elektrohändler versauerten. Kein anderes Spiel hat es allerdings geschafft, eine so leidliche Berühmtheit zu erlangen, obwohl es finanziell zu seiner Zeit ein wirkliches Desaster gewesen ist. Ganz zu schweigen von dem Geld, das Atari auf den Tisch legen musste, um sich die teure Film Lizenz zu sichern.

Viel interessanter sind dagegen die Legenden, die sich rund um E.T. – Das Videospiel ranken. Da das Modul wie das sprichwörtliche Blei in den Regalen lag, soll Atari nämlich kurzerhand die Restbestände der Games (die Rede ist von einigen Millionen unverkauften Modulen) in große Kipplaster gepackt und in der Wüste von New Mexiko verbuddelt haben. Man stelle sich nur die Archäologen vor, die in ein paar Hundert Jahren im Wüstensand graben und auf einen riesigen Haufen Spiele-Cartridges stoßen. Sollten sie dann noch die Möglichkeit haben, dieses Game anzuspielen, dürfte ihr Urteil über unsere damalige Zivilisation nicht allzu rosig ausfallen.

Fazit: Zur Ehrenrettung des Spieleentwicklers Howard Scott Warshaw, der dieses üble Machwerk zu verantworten hatte, sei abschließend noch gesagt, dass er von Atari nur wenige Wochen (!) Programmierzeit zur Verfügung gestellt bekommen hat. Wenn man überlegt, dass heutige Blockbuster mehrere Monate bzw. Jahre Entwicklungszeit benötigen, sieht E.T. vielleicht gar nicht mehr so übel aus, zumindest in den Augen von Retro-Fans wie mir. Wirklich brauchen tut dieses Spiel aber keiner, außer ihr seid auf der Suche nach einem originellen Türstopper im Retro-Design. Für Sammler ist das Game aber aufgrund seiner Hintergrundgeschichte allemal einen Kauf wert. Im Gegensatz zu heutigen 0815 Film-Umsetzungen, die nach wenigen Wochen in Vergessenheit geraten, hat sich E.T. immerhin noch einen gewissen Kultcharakter bewahrt. Ich werde mein Exemplar auf jeden Fall in Ehren halten.

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